RTL und ProSiebenSat.1: Braucht es zwei private Player?

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Der ProSiebenSat.1-Campus
Bild: ProSiebenSat.1

ProSiebenSat.1 steht zwischen den Stühlen: Auf der einen Seite möchte der Berlusconi-Konzern MFE das Unternehmen übernehmen, auf der anderen macht auch RTL ständig Anstalten, sich mit einer Fusion zu beschäftigen (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Am liebsten würde man jedoch gänzlich unabhängig bleiben.

ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean steht Annäherungsideen des Konkurrenten RTL Deutschland ablehnend gegenüber. „Diesem Land tut es gut, wenn es zwei private Fernsehunternehmen gibt, die auch im Sinne der Meinungsvielfalt im Wettbewerb miteinander stehen“, sagte Beaujean der „Süddeutschen Zeitung„. Er verwies auch auf das Kartellrecht und einen großen Marktanteil von mehr als 70 Prozent, den man gemeinsam hätte.

Kartellrechtliche Bedenken

RTL-Chef Thomas Rabe bringt immer wieder eine Annäherung der Medienunternehmen ins Spiel. Er betont aber stets zugleich, dass so etwas nicht aktuell auf der Tagesordnung stehe.

Vor der Hauptversammlung der ProSiebenSat.1-Aktionäre in wenigen Tagen ging Beaujean auch auf den größten Aktionär – Silvio Berlusconis Konzern Media for Europe (MFE) mit mehr als 25 Prozent der Stimmrechte – ein. Das Verhältnis beider Häuser gilt als eher kühl. Die Versammlung wird mit Spannung erwartet. Im Vorfeld gab es etwa Diskussionen um die Besetzung des Aufsichtsrats oder um die Frage, ob die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder in Einzelabstimmung entlastet werden.

RTL: Fusion mit ProSiebenSat.1 „nicht auf der Tagesordnung“, aber interessant

Dem italienischen Medienkonzern schwebt langfristig ein europäischer Senderverbund vor – eine Übernahme von ProSiebenSat.1 mit Sitz in Unterföhring bei München plant MFE im Moment nicht, wie MFE-Finanzchef Marco Giordani im März dem „Handelsblatt“ gesagt hatte. ProSiebenSat.1 hatte sich in der Vergangenheit ablehnend geäußert.

Giordani hatte im März auch mit Blick auf das Verhältnis zu ProSiebenSat.1 ausgeführt: „Alle Beziehungen haben Potenzial für Verbesserungen“. Beaujean sagte der SZ: „Dem würde ich mich anschließen. Wir würden uns einen engeren Dialog wünschen.“

Er machte aber auch klar: „Ich sehe ProSiebenSat.1 als absolut unabhängiges Unternehmen, das aus sich selbst heraus wächst.“

Text: dpa; Redaktion: bey

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11 Kommentare im Forum
  1. Braucht es zwei private Player? Ja, auf jeden Fall. Es reicht ja schon, dass andere große Player einem aufdiktieren, wie es zu laufen hat. Konkurrenz belebt das Geschäft und man unterliegt weniger einem Dikat.
  2. Der Konzern macht sein Hauptgeschäft längst nicht mehr mit linearem Fernsehen. Ansonsten müsste man auf der Hut sein, nicht plötzlich von Mediaset oder RTL "geschluckt" zu werden. Weshalb steigert man nicht seine HD-Reichweite und gibt die elendige Verschlüsselung auf? Dann hätte man einen Vorteil gegenüber RTL. Marktanteile könnten zurückerobert werden, Werbezeiten teurer verkauft, SD abgeschaltet und die eigene Position gestärkt werden! Weg mit der HD-Grundverschlüsselung!(y)
  3. So ist es. Bei gefühlt der Hälfte der Werbung bei Pro7/Sat1 bewirbt man Firmen die Pro7 gehören oder an denen sie beteiligt sind. Nur einige davon sind Amorelie, Flaconi, Verivox, Jochen Schweizer, Lovoo, Paarship, Preis24.de, Elite-Partner, Wetter.com, billiger Mietwagen.de, moebel.de....... Dann natürlich noch die Musiker-Promotion ihrer Künstler.
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