Das klassische Fernsehen hat eine starke „Bindungsmacht“. Das hat eine Studie der Kölner Agentur Concept M ergeben, die im Auftrag RTL-Vermarkters IP Deutschland Probanden beim Fernsehen zu gesehen haben.
Dazu hat die Kölner Agentur in eine Berlin Drei-Raum-Wohnung eingeladen, die mit Kameras und Mikrofons ausgestattet ist, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ am Donnerstag. „Die Leute sollen sich hier wie zu Hause fühlen“, erklärte Dirk Ziems, Managing Partner bei Concept M.
In der Wohnung werden normalerweise Deos, Putzmittel und Frühstücksflocken getestet, für RTL wurde jedoch das Fernsehverhalten untersucht und der Frage nachgegangen, warum so wenig Zuschauer die Möglichkeit von zeitversetztem Fernsehen nutzen. Dann laut IP Deutschland würden gerade mal 0,1 bis 0,2 Prozent ihre Festplattenrekorder und On-Demand-Produkte nutzen. 2010 habe die werberelvante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen gerade mal 18 Minuten am Tag den Festplattenrekorder genutzt im Vergleich zu 192 Minuten Sehdauer insgesamt.
52 Probanden nahmen auf der Couch Platz, kochten in der Küche und schauten RTL- und Vox-Programme wie „Deutschland sucht den Superstar“, Formel 1 oder „Das perfekte Dinner“. Die Ergebnisse aus der Studie sind indes nicht wirklich überraschend. Das klassische Fernsehen habe auch zukünftig eine starke „Bindungsmacht“ und strukturiere den Alltag.
In den Ergebnissen der Studie werde drei Faktoren für den Erfolg des linearen Fernsehens genannt. Einerseits sei das die sogenannte „Echtzeitfesselung“, die „Strukturierungshilfe“ und die „Gemeinschaftsdynamik“. Alles was sich emotionalisieren lässt, erschafft demnach ein Gemeinschaftsgefühl – ob es das Sportereignis ist, der neue Castingstar oder der Bauer, der eine Frau sucht.
Zudem strukturiert das lineare Fernsehen den Tag. Gemeinsam kochen, gemeinsam Essen und den 20.15-Uhr-Film anschauen. Wichtig sei zudem, dass es nicht so sehr auf den Inhalt eines Programmes, sondern auf die Konstellation und Situation ankomme: Wer schaut, wann mit wem was – ist die Frage, nach der sich auch Programmmanager richten könnten.
Auf was die Studie jedoch laut FAZ nicht eingeht, ist die Entwicklung zum Nebenbei-Medium. Gerade im Nachmittagsprogamm laufe der Fernseher, während Hausarbeit verrichtet, telefoniert oder gekocht werde. Das, so das Blatt, wäre nicht ganz im Sinne der TV-Sender, denn jegliche Form der Ablenkung vom Programm verkompliziere auch die Werbevermarktung. Und mit klassischer Werbung würden die Fernsehsender noch immer die höchsten Einnahmen erzielen. [js]
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