Der Streit um die Einführung einer Werbesteuer, die die RTL-Gruppe in Ungarn massiv belastet hatte, hat für das Medienunternehmen nun ein Nachspiel. RTL und sein ehemaliger ungarischer Geschäftsführer verklagen sich gegenseitig.
Eigentlich hatten sich die Wogen für die RTL-Gruppe in Ungarn wieder geglättet, das Medienhaus und die ungarische Regierung hatten sich in Gesprächen wieder angenähert. Entgegen der ursprünglichen Regierungspläne kam nur eine geringere Werbesteuer auf den von der RTL-Gruppe betriebenen größten ungarischen Privatsender zu. Doch nun scheint sich das Unternehmen den Altlasten aus dieses Streits widmen zu müssen.
Wie die ungarische Tageszeitung „Népszabadság“ meldet, steht der RTL Group ein Rechtsstreit mit Dirk Gerkens, dem damaligen Geschäftsführer von RTL, bevor. Dabei sollen sich beide Seiten gegenseitig verklagen. Gerkens, der in dem Streit um die Einführung der neuen Werbesteuer massiven Bedrohungen ausgesetzt war und sich deshalb dazu veranlasst sah, seine Familie außer Landes zu bringen, fordert von RTL nun eine Entschädigung für seinen Abgang bei dem Unternehmen sowie sein ausstehendes Gehalt. RTL seinerseits hat ebenfalls eine Klage gegen Gerkens eingereicht. Der Vorwurf lautet dabei Vertragsverletzung sowie unzulässige Forderungen, die er aufgestellt hatte.
Im Rahmen einer neuen Werbesteuer, die die ungarische Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban einführen wollte, hätte RTL denHöchstsatz von 50 Prozent tragen müssen. Trotz der Repressionen setzte RTL Klub seinen regierungskritischen Kurs fort, woraufhin es zu den massiven Bedrohungen Gerkens kam. Eine Annäherung zwischen RTL und der ungarischen Regierung kam erst zustande, als RTL Gerkens aus Ungarn abzog und die Geschäftsführung mit einem lokalen Team besetzte. Letztlich kam die Werbesteuer deutlich reduziert daher. [kw]
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