
„Dass kommerzielle Sender nach Gewinnen streben, war seit Gründung des Privatfunks klar.“ Anke Schäferkordt konnte die Aufregung um die ökonomischen Bestrebungen seitens der privaten TV-Wirtschaft nicht nachvollziehen. Die Geschäftsführerin von RTL Television sieht darin die Basis der deutschen Wirtschaftsordnung.
„Dadurch sind wir überhaupt erst in der Lage, Arbeitsplätze zu schaffen und Programm zu produzieren.“ Gewinnstreben mache es dem privaten Rundfunk möglich, sich so breit aufzustellen, wie er in Deutschland aufgestellt sei, erklärte Schäferkordt.
Auf die Frage ihres Gesprächspartners Dr. Norbert Schneider, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW (LfM), ob Public Value in ihrem unternehmerischen Handeln eine Rolle spiele, antwortete Schäferkordt: „Wir schauen nicht auf jeden Sendeplatz durch die Renditebrille.“ Im Nachrichtenbereich sei RTL so gut aufgestellt wie kein anderer Privatsender in Deutschland, betonte die RTL-Geschäftsführerin. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern dagegen bemerke sie eine Verdrängung der Informationsformate.
„Eine Mindestrenditevorgabe für einzelne Sendeplätze ist auch aus ökonomischen Gründen ein Fehler“, betonte Schäferkordt. Und: „Quote an sich ist ja noch nichts schlimmes“. Alle kommerziellen Sender in Deutschland lebten schließlich davon, geschaut zu werden. Schneiders Frage nach wirksamen Anreizen für Privatsender, mehr auf Qualität zu schauen, beantwortete Schäferkordt mit einer Forderung: „Zunächst müssen wir erst einmal definieren, was wir unter Qualität verstehen.“
Der bildungsbürgerliche Anspruch des Feuilletons, der würde im Fernsehen nämlich nicht funktionieren. „Wir brauchen ein Koordinatensystem, das uns die Diskussion über Qualität ermöglicht.“ Ein denkbarer Anreiz für die privaten Sender könne Schäferkordts Meinung nach eine bessere Positionierung im elektronischen Programmführer EPG sein. [fp]
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