Die Politik muss sich Gedanken über einen Regulierungsrahmen der konvergenten Medienwirklichkeit machen, hat RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt gefordert. Zudem warf sie ARD und ZDF vor, unter Realitätsverlust zu leiden.
Vor dem Hintergrund der globalen Wirtschaftskrise, in der sich alle Industrien Fragen nach Kernaufgaben und Kostensenkung ohne Qualitätsverlust stellten, „zeugt die Gebührenanmeldung von ARD und ZDF ausgerechnet in Zeiten wie diesen von beachtlichem Realitätsverlust“, sagte die RTL-Chefin in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Die Geschäftsführerin des privaten Medienkonzerns befürchtet nach der Anmeldung eines Mehrbedarfs in Höhe von insgesamt 1,3 Milliarden Euro für die kommenden Geschäftsjahre durch ARD und ZDF (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete), eine „vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk entsolidarisierte Gesellschaft“, sollten „ARD und ZDF weiter auf Gebührenerhöhungen setzen“ und die Politik dies zulassen.
Doch Schäferkordt sieht nicht nur die Öffentlich-Rechtlichen in der Sparpflicht, sondern auch die Politik. Diese trage die Verantwortung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und soll sich „über einen Regulierungsrahmen der konvergenten Medienwirklichkeit Gedanken“ machen. Aus diesem würden sich die Ziele und damit zusammenhängenden Aufgaben und relevanten Themen ableiten. Die RTL-Geschäftsführerin nannte unter anderem den Schutz für Kreativleistungen in der digitalen Welt, die Rolle des Rundfunk neben den Online-Angeboten sowie den konkreten Programmauftrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Schäferkordt forderte gegenüber der „SZ“ zudem, dass die Regulierungsregeln für TV- und Online-Angebote, die inzwischen über Fernsehgeräte verbreitet werden, vereinheitlicht werden. Somit könne ein „konvergenter Regulierungsrahmen geschaffen werden, der dem gegenwärtigen Stand der Entwicklung endlich entspricht“.
Ein weiterer Hauptkritikpunkt der Geschäftsführerin des Kölner Privatsenders ist die Expansion der Verbreitungswege der Öffentlich-Rechtlichen. So warf sie die Frage auf, ob tatsächlich alle Inhalte von ARD und ZDF, auch die regionalen, über jeden Verbreitungsweg bundesweit verbreitet werden müssten. Auch in diesem Punkt würde es um eine Menge Geld und entsprechende Kapazitäten gehen.
„Die Verbreitung über DVB-T zum Beispiel kostet sehr viel“, erklärte Schäferkordt und schlug vor, sich hier die britische BBC zum Vorbild zu nehmen, die sich im Rahmen ihres aktuellen Sparprogramms unter dem Motto „Less is more“ positioniere. [js]
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