Anke Schäferkordt (54), Chefin der Mediengruppe RTL, glaubt, dass auch die Streamingdienste den Werbemarkt im Visier haben.
„Langfristig könnte sich wohl auch Netflix für Werbung öffnen, ähnlich wie der Bezahlsender Sky es getan hat“, sagte Schäferkordt in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstagsausgabe). „Und da Amazon in den USA den Werbebereich gerade insgesamt stark ausbaut, ist es nicht ausgeschlossen, dass mittelfristig auch bei Amazon Prime Werbung laufen wird.“
Mit einem Verlust an Zuschauern rechnet Schäferkordt fürs traditionelle TV so schnell nicht. Allerdings räumte sie ein: „Junge Leute sitzen immer weniger vor dem linearen Fernsehprogramm, 2016 waren es aber immer noch 118 Minuten am Tag, das ist sicher mehr, als jede Art von Streaming- und Onlineangebot erzielt. Unsere Kernzielgruppe sind jedoch Erwachsene zwischen 14 und 59 Jahren. Die deutsche Gesellschaft ist ja auch überwiegend älter als 25, das zeigt sich auch in der Fernsehnutzung.“
RTL will sich mit Eigenproduktionen für die Zukunft wappnen: „Die Mediengruppe RTL hat 2017 rund eine Milliarde Euro in Inhalte investiert, ein Großteil dieser Investitionen stärkt übrigens unmittelbar die nationale Kreativwirtschaft“, sagte Schäferkordt weiter. „In Deutschland produzierte Inhalte sind nah an den Interessen unserer Zuschauer, und das bringt uns einen Wettbewerbsvorteil gegenüber internationalen Streaming-Diensten, die vor allem auf amerikanische Serien setzen.“[dpa]
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