
München – Für Verhältnisse wie in Großbritannien, wo die privaten Sender an den Gebühreneinnahmen beteiligt werden, pläderiert der RTL-2-Geschäftsführer Jochen Starke.
Im Interview mit dem „Handelsblatt“ erklärte Starke, dass ihm die Beteiligung an Geldern aus dem Gebührentopf sogar lieber wäre, als ein Werbeverbot bei ARD und ZDF. „Die Lösung in Großbritannien finde ich gerecht“, so der RTL-2-Chef. „Das ist ein Modell für Deutschland.“
Der Hintergrund ist klar: Die Gebührengelder wären fest kalkulierbar, außerdem liegt der Werbemarkt zu über 80 Prozent in der Hand von ProSiebenSat.1 und der RTL-Gruppe. Starke nennt aber weitere Gründe für seine Forderung. „Die Schere zwischen Öffentlichen-Rechtlichen und Privaten geht immer weiter auf“, beschwert sich der RTL-2-Geschäftsführer gegenüber dem Wirtschaftsblatt.
So rechnet Starke vor, dass die Netto-Werbeumsätze der privaten Fernsehveranstalter seit dem Jahr 2000 gesunken sind, im Aufschwungjahr 2007 seien es 4,2 Milliarden Euro gewesen. Im gleichen Zeitraum sind die GEZ-Gebühren jedoch kontinuierlich gestiegen, waren es 2000 noch 5,9 Milliarden Euro bekamen ARD, ZDF und Deutschlandfunk 2006 bereits 7,3 Milliarden Euro. „Angesichts der schwierigen Konjunktur wird sich das Ungleichgewicht verstärken“, malt Starke die Zukunft schwarz. Letztlich befürchtet er, dass der private Rundfunk beim Programmeinkauf und der Produktion nicht mehr mithalten kann.
Dabei profitiert RTL 2 derzeit von einer hohen Nachfrage auf dem Werbemarkt. Grund dafür ist die Verunsicherung der werbeschaltenden Unternehmen nach der Umstellung des Vermarktungssystems bei RTL und ProSiebenSat.1. Nachdem das Kartellamt gegen die bisherigen Rabattsysteme eingeschritten war, ist der Markt verunsichert. RTL 2 profitiert davon, Starke erwartet ein Wachstum von mindestens fünf Prozent bei den Netto-Werbeeinnahmen im laufenden Jahr. [lf]
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