Nachdem vor Wochenfrist ans Licht gekommen war, dass der ehemalige MDR-Chefredakteur Wolfgang Kenntemich sich für den von Russland finanzierten Sender RT Deutsch einsetzen soll, will der Online-Kanal nun auch offiziell seine Berichterstattung in Deutschland ausbauen.
Geplant sei zum einen, sich von einem „Beirat renommierter deutscher Persönlichkeiten aus den wichtigsten gesellschaftlichen Gruppierungen“ begleiten und kontrollieren zu lassen, teilte der RT-Deutsch-Geschäftsführer Ivan Rodionov am Freitag mit. „Um das Publikum besser erreichen zu können, arbeiten wir darüber hinaus seit einiger Zeit an der eventuellen Erweiterung unser Verbreitungsmöglichkeiten.“ Der heutige vom russischen Staat finanzierte Fernsehsender RT ging 2005 als Russia Today an den Start.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte die Landesmedienanstalten am Freitag auf, keine Rundfunklizenz für RT Deutsch zu erteilen.
Marco Holtz, Justiziar der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei noch kein Antrag auf eine entsprechende Lizenz eingegangen. Allerdings könne sich der Online-Sender aussuchen, an welche Landesmedienanstalt er sich wende. „Bisher ist mir das aber auch von keiner anderen Medienanstalt bekannt.“
Der DJV-Vorsitzende Frank Überall begründete die Forderung an die Landesmedienanstalten so: „Russia Today ist für uns kein Informationsmedium, sondern ein Propagandainstrument des Kreml, das mit Desinformation Politik zu machen versucht.“ Er habe in der Vergangenheit immer wieder Geschichten erfunden oder tatsächliche Ereignisse einseitig dargestellt, so Überall. „Eine Rundfunklizenz für Propagandasender darf es nicht geben.“
Der Verband reagiert nach eigenen Angaben damit auf Berichte, nach denen der Medienberater und frühere Chefredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Wolfgang Kenntemich, von RT damit beauftragt sein soll, sich für die Erteilung einer entsprechenden Rundfunklizenz einzusetzen.
Die „Bild“-Zeitung hatte am Donnerstag über eine E-Mail Kenntemichs berichtet, in der es um seine Bemühungen für RT Deutsch im Auftrag einer Anwaltskanzlei ging. Kenntemich sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom Freitag:
„Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich mich grundsätzlich zu Mandaten und Mandanten nicht äußern werde. Ebenso werde ich mich nicht zu einer Mail einlassen, die von mir nicht öffentlich gemacht wurde.“[dpa]
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