Im Wettrennen um die ersten selbstfahrenden Autos sieht sich Uber seit einiger Zeit mit dem Vorwurf konfrontiert, zahlreiche Ideen und sogar Technologien von Google zu nutzen. Nun hat sich der Fahrdienst-Vermittler zu Wort gemeldet und die Vorwürfe abgestritten.
Uber hat vor Gericht den Vorwurf zurückgewiesen, seine selbstfahrenden Testwagen seien mit gestohlener Technologie der Google-Roboterautos unterwegs. Die Google-Schwesterfirma Waymo will als ersten Schritt eine einstweilige Verfügung gegen Uber erreichen, die das Roboterwagen-Programm des Fahrdienst-Vermittlers lähmen könnte. Sechs Wochen nach der explosiven Waymo-Klage legte Uber nun erstmals ausführliche Argumente zur Verteidigung vor.
Im Mittelpunkt des Streits steht Ubers Roboterwagen-Chef Anthony Lewandowski. Er war früher jahrelang ein zentraler Kopf bei Googles Projekt für selbstfahrende Autos, insbesondere bei der Entwicklung von Laser-Radaren. Mit diesen auch unter dem Namen Lidar bekannten Geräten erfassen die Wagen ihre Umgebung. Waymo behauptet, Lewandowski habe vor dem Abgang bei dem Internet-Konzern Ende 2015 rund 14 000 geschützte Dateien mit vertraulichen Informationen zu den Google-Roboterautos heruntergeladen.
Lewandowski gründete Anfang vergangenen Jahres die eigene Firma Otto, die wenige Monate später von Uber für 680 Millionen Dollar gekauft wurde. Waymo behauptet auch, dass es schon seit den Otto-Anfängen Kontakte zwischen Uber und Lewandowski gegeben habe – und dass er auch bei der weiteren Firma Tyto Lidar mitgemischt habe, die ebenfalls in Otto und Uber aufging. Der zuständige Richter William Alsup sprach in einer Anhörung von den stärksten Vorwürfen, die er in 42 Jahren gesehen habe. Lewandowski will sich nicht äußern und macht von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern.
Uber erklärte nun nach einer mehrwöchigen Prüfung: „Um es klar zu sagen, Uber hatte die 26 Geschäftsgeheimnisse oder die 14 000 Dateien, die Lewandowski laut Waymo heruntergeladen hatte, nie in seinem Besitz und setzte sie nie ein.“ Der Fahrdienst-Vermittler habe zwar bereits seit 2015 an eigenen Laser-Radaren gearbeitet, aber bisher auf der Straße nur fertige Module von Anbietern wie Velodyne genutzt. Die Klage von Waymo sei ein Versuch, einen Rivalen zu bremsen.
Den Großteil der 32-seitigen Antwort erklärte Uber, wie sich die technischen Details der Eigenentwicklung von Waymos Laser-Radaren unterscheiden und keine Geschäftsgeheimnisse oder Patente verletzen. So habe das hauseigene Lidar-System unter dem Codenamen „Fuji“ vier Linsen, bei Waymo gebe es nur eine. Die Google-Schwesterfirma beharrt darauf, dass Uber laut Unterlagen aus dem Bundesstaat Nevada Technologien des Internet-Konzerns zumindest zu nutzen plane.
Ein interessantes Detail ist, dass Uber für die Entgegnung 86 frühere Waymo-Mitarbeiter befragen ließ – was ein Bild von dem Ausmaß des Wechsels gibt. Waymo verklagte Uber und Otto, aber nicht Lewandowski persönlich. Wie jetzt bekannt wurde, wollte der Internet-Konzern ihn bereits im Herbst vor das Schiedsgericht zerren, weil er mit dem Abwerben von Waymo-Mitarbeitern gegen die Regelungen seines Arbeitsvertrags verstoßen habe. [dpa/buhl]
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