Der langjährige Intendant Udo Reiter war der MDR-Mitarbeiter mit der Personalnummer 0001. Nun wurde er bei einem Empfang offiziell verabschiedet. Dabei wurden nicht nur Freundlichkeiten ausgetauscht.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender zu Beschränkung und Sparsamkeit aufgerufen. „Weitere Gebührenerhöhungen werden in den nächsten Jahren politisch nicht vermittelbar sein“, sagte er am Montag in Leipzig beim Abschiedsempfang für den langjährigen MDR-Intendanten Udo Reiter. Die Anstalten sollten sich nicht als Konkurrenz zu den Privatsendern sehen. Der Mehrwert bestehe darin, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Es geht nicht um Masse, sondern um Qualität in der Nische“.
Reiter (67) war Gründungsintendant des Mitteldeutschen Rundfunks und ist Ende Oktober nach mehr als 20 Jahren im Amt in den Ruhestand gegangen. Zuletzt hatte der fünftgrößte ARD-Sender mit rund 2000 Mitarbeitern allerdings mit Affären und einem Gerangel um Reiters Nachfolge Schlagzeilen gemacht. Zum Empfang kamen mehr als 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit dabei war auch der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU).
Die ARD-Vorsitzende und WDR-Intendantin Monika Piel ging auch auf die Skandale ein. „Das kann man nicht schönreden“, sagte sie. Reiter habe aber mit Kraft dagegen gehalten. Reiter selbst meinte selbstkritisch, der notwendige Pioniergeist der Anfangsjahre habe sich zu lange gehalten. „Einige wenige haben diese Freiheiten missbraucht und dem Sender schwer geschadet“. Er hoffe aber, dass bald wieder die Gesamtleistung im Vordergrund stehen werde.
Ministerpräsident Haseloff lobte Reiter für den Aufbau der Dreiländeranstalt für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. „Historisch gesehen bleibt diese Leistung“.
Der Intendant hatte im Mai überraschend seinen Abschied angekündigt und damals gesagt: „Ich gehe lieber, solange man das noch bedauert. Ein öffentlich-rechtlicher Dinosaurier muss ich nicht werden“. Nach der Wahl von Karola Wille an die Senderspitze sagte Reiter: „Ich bin sicher, dass ich der richtige Mann für den Aufbau des Senders war. Ich bin aber genau so sicher, dass Frau Wille heute die Richtige ist“.
Das 20. Amtsjahr brachte Reiter kein Glück. Erst wurde eine festliche Gala zum Sender-Jubiläum wegen des Millionenbetrugs beim ARD/ZDF-Kinderkanal abgesagt. Später entließ der Sender Unterhaltungschef Udo Foht, der mit hohen Geldbeträgen jonglierte. Mitglieder des MDR-Fernsehballetts tanzten auf einer Geburtstagsparty in Tschetschenien für Machthaber Ramsan Kadyrow. Und bei der Regelung der Nachfolge an der Senderspitze gab es einen beispiellosen Machtkampf, bis wenige Tage vor Reiters Abschied Karola Wille als Nachfolgerin gewählt wurde.
Reiter wurde in Lindau am Bodensee geboren und ist seit einem Autounfall vor etwa 45 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Zunächst machte er eine steile Karriere beim Bayerischen Rundfunk und gilt als Entdecker des Entertainers Thomas Gottschalk. Seit 1991 baute er den MDR auf. Für seinen Ruhestand hatte er bereits früher angekündigt: „Ich werde in Leipzig bleiben und mich um die schönen Dinge des Lebens kümmern: Garten, Film, Literatur. Mir fällt schon was ein“. [dpa]
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