Der neue Redaktionsleiter der ARD-Vorabendsendung „Gottschalk Live“ wirft sich schützend vor dem früheren „Wetten, dass..?“-Moderator. Gottschalk sei „kein Moderator und auch kein Journalist“. Als Entertainer könne, dürfe und müsse er die an ihn gestellten Erwartungen nicht erfüllen.
Eine interessante Lesart, nachdem Gottschalk sich im Juli vergangenen Jahres bewusst für einen Abschied beim ZDF nach 25 Jahren „Wetten, dass..?“ und einen Wechsel zum öffentlich-rechtlichen Konkurrenten ARD entschieden hatte. Das Konzept, täglich am Vorabend über Lifestyle, Entertainment, Kultur und das aktuelle Tagesgeschehen diskutieren würde, stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest. Insofern wusste Gottschalk sowohl um die Erwartungen als auch um die inhaltliche Vorgabe seines neuen Arbeitsplatzes.
Trotzdem sagte Peichl im Gespräch mit dem DJV-Mitgliedermagazin „Journalist“ (April-Ausgabe), die andauernde Kritik an „Gottschalk Live“ halte er für überzogen. „Ich glaube felsenfest daran, dass die Sendung eine Chance hat“, zeigte er sich zuversichtlich. „Ich habe früh gelernt, dass man fast alles erreichen kann, wenn man es wirklich will.“
Markus Peichl, einst Chefredakteur des Satiremagazins „Tempo“, hatte im März das Ruder in der Redaktion übernommen. Im Sommer sollen sich nach seiner Einschätzungen die Veränderungen in der Show in den Einschaltquoten niederschlagen. „Was an Schaden angerichtet wurde, das kehrt man nicht in drei bis vier Wochen auf“, übte der 53-Jährige unverhohlen Kritik am bisherigen Konzept der Show.
ARD-intern stößt der erfolgsverwöhnte Journalist auf Gegenwind. Der Sender hatte sich bei einem Marktanteil unterhalb der 10-Prozent-Grenze ein vorzeitiges Ausstiegsrecht aus dem Gottschalk-Vertrag im April zusichern lassen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). Von zweistelligen Sehbeteiligungen ist die Show weit entfernt. Am 26. März wurde mit 1,31 Millionen Zuschauern ein Zwischenhoch erreicht. Das entspricht aber lediglich 5,5 Prozent. Am gestrigen Donnerstag war der Anteil schon wieder auf 3,7 Prozent abgerutscht.
Die ARD-Vorsitzende Monika Piel hatte zuletzt Spekulationen über ein vorzeitiges Aus der Sendung als „unsinnig“ zurückgewiesen. Gleichwohl war zuletzt die Aufstellung eines „Notfallplans“ im Falle eines Scheiterns von „Gottschalk Live“ an die Medien durchgesickert. Auch scheint die Mehrheit der Intendanten das Format und seine Entwicklung kritisch einzuschätzen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete). [sv/dpa]
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