Der in eine tiefe Krise gestürzte Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) will bis Ende 2024 insgesamt 100 Stellen streichen.
Hintergrund sind geplante Einsparungen von fast 50 Millionen Euro, wie der öffentlich-rechtliche ARD-Sender am Mittwoch in Berlin mitteilte. Die Rede war von „Misswirtschaft der vergangenen Jahre“.
Interims-Intendantin Katrin Vernau, seit Herbst im Amt, sagte laut Pressemitteilung: „Ohne unser entschiedenes Handeln noch in der laufenden Beitragsperiode würden wir spätestens Ende 2024 in einen finanziellen Abgrund blicken. Die Zahlungsfähigkeit wäre nicht mehr ohne Weiteres sichergestellt.“
Um Zahlungsunfähigkeit abzuwenden: RBB streicht 100 Stellen
Beim Fernsehen wird sich der RBB auf das Programm zwischen 18 und 22 Uhr konzentrieren. In den zuschauerschwächeren Zeiten nach 22 Uhr wird der Programmaufwand minimiert – auch durch Übernahmen aus den Angeboten der ARD.. Erhebliche Einsparungen ergeben sich darüber hinaus bei fiktionalen Produktionen und dadurch, dass die Federführung für das Studio Warschau beim WDR verbleibt (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). Nicht weiter aus eigener Kraft leisten wird sich der RBB die weitere Finanzierung des ARD Mittagsmagazins im Ersten. Da der ARD die MiMa-Kooperation mit dem ZDF sehr wichtig ist, wird es über die Fortführung Gespräche zwischen ARD und ZDF geben. Geplant sei unter anderem zudem der Verkauf von zwei Immobilien und zwei Grundstücken abseits der Kernstandorte Berlin und Potsdam.
Verantwortung für „Mittagsmagazin“ und Studio in Warschau nicht mehr stemmbar
Der RBB war im Sommer 2022 in eine beispiellose Krise gestürzt, als durch Medienberichte Vetternwirtschafts- und Verschwendungsvorwürfe gegen die Spitze aufgekommen waren. Die gesamte damalige Geschäftsleitungsriege ist nicht mehr im Amt. Im Zentrum des Skandals stehen die fristlos entlassene Intendantin Patricia Schlesinger und der Sender-Chefaufseher Wolf-Dieter Wolf. Beide wiesen Vorwürfe zurück.
Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt, es gilt die Unschuldsvermutung. Rechnungshöfe prüfen derzeit ebenfalls, eine externe Anwaltskanzlei arbeitet zudem an einem Bericht.
ARD, ZDF und Deutschlandradio werden durch Rundfunkbeiträge finanziert, die Haushalte und Firmen zahlen. Die Höhe liegt bei monatlich 18,36 Euro, die aktuelle Beitragsperiode dauert noch bis Ende 2024. Auf den RBB entfielen 2021 nach Angaben des Sender-Beitragsservices im Jahre 2021 rund 436 Millionen Euro Erträge.
Mit Material der dpa und des rbb.
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