Am 5. Dezember startet der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) den HD-Ableger seines Fernsehsenders. DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Betriebsdirektor Nawid Goudarzi über die Herausforderungen beim Umstieg, die Vorteile von HDTV und die Erwartungen der Zuschauer an die technische Weiterentwicklung der Sender.
Herr Goudarzi, am 5. Dezember startet der Rundfunk Berlin Brandenburg die HD-Ausstrahlung für sein TV-Programm. Nicht alle ARD-Anstalten haben sich mit dem HD-Start so viel Zeit gelassen wie der RBB. Was waren die Gründe für Sie zu warten?
Nawid Goudarzi: Zunächst: Um unser Programm in HD auszustrahlen, muss es natürlich auch in HD vorliegen, das heißt in HD aufgenommen, bearbeitet und endgefertigt sein. Der gesamte Betrieb muss also auf die HD-Produktion umgestellt werden. Diese Umstellung ist komplex, zeitaufwändig und mit hohen Kosten verbunden. Wir können, wie übrigens auch andere Landesrundfunkanstalten, unsere Technik und Produktionsinfrastruktur nur im Zuge geplanter Ersatzinvestitionszyklen auf HD umrüsten, hinzu kommt, dass wir gleichzeitig mit HD die filebasierte Fernsehproduktion einführen. Eigentlich wären wir mit unserer HD-Umstellung erst 2017 – und damit deutlich zu spät – komplett fertig. Deshalb wollen wir ab dem gemeinsamen HD-Sendestart von MDR, HR und RBB am 5. Dezember in einer Übergangszeit noch herkömmlich produziertes und dann hochgerechnetes Programm senden und schrittweise den Anteil von nativem HD-Material steigern.
Welchen Stellenwert hat das hochauflösende Fernsehen allgemein für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Goudarzi: Die Haushalte sind inzwischen in hohem Maße mit großflächigen, HD-tauglichen Displays ausgestattet. Unsere Zuschauerinnen und Zuschauer erwarten von daher eine technisch adäquate Bildqualität auf der Senderseite, sei es bei linearen Programmen oder bei Abrufangeboten. Demzufolge hat HD für uns einen sehr hohen Stellenwert: Hochwertige Inhalte erfordern eine hochwertige Bild- und Tonqualität. Dies wollen wir im täglichen Betrieb, über alle Formate und ab 5. Dezember dann für die ganze ARD Programmfamilie anbieten.
Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich Ihrer Meinung nach durch die HD-Ausstrahlung? Gibt es einen Vorteil, der über die höhere Auflösung hinausgeht?
Goudarzi: Die höhere Auflösung des Bildschirms lässt zunächst eine größere Informationsdichte zu. Neben dem linearen Fernsehprogramm sind Zusatzinformationen beziehungsweise Navigationshilfen darstellbar. Denken Sie zum Beispiel an die ARD-Startleiste von HbbTV mit der Möglichkeit, interessante neue Dienste aufzurufen.
Durch den Umstieg auf digitales Fernsehen sind die Möglichkeiten zur technischen Optimierung des Fernsehens geradezu exponentiell gestiegen. Sind Ihrer Meinung auch die Ansprüche des Publikums diesbezüglich gewachsen?
Goudarzi: Die Ansprüche sind ganz klar gewachsen und werden weiter wachsen. Neben der Digitalisierung der klassischen Fernsehverbreitungswege eröffnet natürlich auch die Verbindung mit dem Internet neue Nutzungsformen und -möglichkeiten. Diese Möglichkeiten zunehmend auch zeit- und ortssouverän zu nutzen wird weiter steigen, ohne dass damit jedoch die lineare Nutzung radikal abnimmt.
Die technische Weiterentwicklung des Fernsehens geht auch nach HD weiter. Woran arbeitet man beim RBB für das kommende Jahr?
Goudarzi: Stellvertretend für verschiedene Weiterentwicklungen möchte ich unser Engagement für HbbTV nennen und hier auf die besonderen Anstrengungen des RBB hinweisen, unsere Programmangebote zunehmend barrierefrei zu gestalten. Dies gilt für lineares Fernsehen und Abrufangebote. Der RBB hat zur IFA 2013 zum Beispiel HbbTV-Untertitel im Testbetrieb über alle seine Verbreitungswege eingeführt. Die Nutzer können die Untertitel individuell in Schriftgröße, Position und Hintergrund optimal einstellen. Derzeit befassen wir uns unter anderem damit, wie alle Zusatzdienste für Menschen mit Behinderung unter einem einzigen HbbTV Button zu integrieren sein könnten.
Vielen Dank für das Gespräch.[ps]
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