Rauchende Ermittler gehören zum gewohnten Bild im deutschen Fernsehen. Sehr zum Missfallen von Ernst-Günther Krause, dem Sprecher der Nichtraucher-Initiative Deutschland (NID) in München.
„Tatort“-Kommissar Thiel (Axel Prahl) zieht genauso gern an der Kippe wie „Der letzte Bulle“ Mick Brisgau (Henning Baum) auf Sat.1. Kinder und Jugendliche würden dadurch negativ beeinflusst, findet Krause und kritisiert: „Es gibt doch kaum eine ‚Tatort‘-Folge, in der nicht geraucht wird“, sagte Krause im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Er empfiehlt den TV-Zuschauern, sich darüber nicht nur zu ärgern, sondern vielmehr den Fernsehapparat auszuschalten und sich bei den TV-Sendern zu beschweren.
Was Krause sauer aufstößt, sind weniger die Wiederholungen alter Spielfilme, in denen kräftig gequalmt wird, sondern aktuelle Fernsehproduktionen. Das Rauchen im TV sei völlig kontraproduktiv zum heutigen Rauchverbot in Wirtshäusern, in Büros oder an öffentlich Plätzen, sagt Krause. „Die Veränderungen in der Gesellschaft hinsichtlich des Rauchens spiegeln sich nicht im Fernsehen.“ Bei Nachfragen oder Kritik bekomme man von Sender-Seite meist Auskünfte wie das Rauchen sei künstlerische Freiheit oder werde von den Drehbüchern so vorgegeben.
Krause versteht nicht, welche Notwendigkeit das Rauchen für die Handlung der jeweiligen Serien oder Filme habe. „Inhaltlich ändert sich doch nichts, wenn der Kommissar nicht raucht.“ Krause vermutet einen wirtschaftlichen Zusammenhang und fordert von den Fernsehanstalten die Offenlegung ihrer Finanzen. „Dann zeigt sich, ob die Sender direkt oder indirekt Gelder aus der Tabakindustrie beziehen.“ Nach Krauses Ansicht ist das Rauchen im Fernsehen eine Art Productplacement, gleichsam als Ersatz für die verbotene TV-Tabakwerbung. [dpa]
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