Wenn es ums illegale Verbreiten von Musik und Filmen im Netz geht, gehört Rapidshare für Viele Raubkopierer zu den ersten Anlaufadressen. Jetzt will der Anbieter jedoch einen Imagewandel versuchen und stärker gegen die Verbreitung von illegalen Anwendungen vorgehen. Den Kritikern geht das jedoch noch nicht weit genug.
Rapidshare ist in der Medienbranche als Selbstbedienungsladen für Raubkopierer verschrien. Doch das Unternehmen tut mittlerweile mehr gegen die illegale Verbreitung von Blockbustern und Chart-Hits. An diesem Donnerstag verhandelt der Bundesgerichtshof (BGH) über die Frage, ob Rapidshare genug tut.
Rapidshare ist ein so genannter Filehoster: Nutzer können unkompliziert Dateien auf den Servern des Unternehmens ablegen und diese per Link anderen zur Verfügung stellen. Der Anbieter ist somit Online-Speicher und Verteilstation zugleich. Das ist per se nicht verboten. Nutzer können etwa selbst gedrehte Urlaubsvideos an ihre Freunde verschicken – aber eben auch illegal kopierte Filme oder Songs verbreiten.
Als „Kopiermaschine“ bezeichnet der US-Verband der Musikindustrie RIAA (Recording Industry Association of America) deswegen solche Portale. Rapidshare steht für die Organisation in einer Reihe mit Megaupload – jenem Dienst, den die US-Bundespolizei FBI im Januar mit einer spektakulären Aktion vom Netz genommen hatte. Auch das aktuelle Verfahren vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe dreht sich um illegale Kopien: Die Richter müssen urteilen, ob die Plattform genug dagegen tut, dass geschützte Werke öffentlich zugänglich gemacht werden.
Rapidshare beteuert, gegen illegale Kopien vorzugehen – „wir haben nicht erst vor ein paar Monaten angefangen“, betont Geschäftsführerin Alexandra Zwingli. Das Unternehmen setzt auf zwei Mittel: Es schmeißt notorische Raubkopierer aus und sucht von sich aus nach verdächtigen Inhalten.
Dafür hat Rapidshare eine „Anti-Abuse-Abteilung“ eingerichtet, die gegen Rechtsverstöße vorgehen soll. 17 der insgesamt 60 Mitarbeiter suchen nach Nutzern, die immer wieder Filme, Lieder oder Spiele illegal verbreiten. «Die Maschinen helfen, Verdachtsfälle aufzudecken. Die Entscheidung wird dann von einem Mitarbeiter überprüft», erklärt der Rechtsanwalt Daniel Raimer, der das Unternehmen vertritt. Das seien „relativ viele“ – wie viele, legt der Anbieter aber nicht offen.
Zudem stöbern die Missbrauchswächter in einschlägigen Foren nach Links, die zu Dateien auf der Plattform führen. Teils läuft das automatisch mit einer Suche; auch hier wird es ohne menschliche Intelligenz schwierig: „Die Maschinen sind nicht sehr schlau darin, illegale Inhalte zu erkennen“, sagt Raimer.
Das ist mühsam. Eine Vorab-Filterung der Inhalte kommt für das in der Schweiz ansässige Unternehmen trotzdem nicht infrage. „Rapidshare will ein Speicherort für jedermann sein“, sagt Zwingli. Nutzer dürften dort beispielsweise Musik ablegen und von überall aus anhören – das sei durch das Recht auf Privatkopien gedeckt, solange man nicht Dritten Zugang zu den Dateien gebe. „Eine Filtertechnologie würde das verhindern.“
Auch heute noch sind illegale Inhalte bei Rapidshare zu finden, das zeigt ein Blick in die einschlägigen Portale. „Eine lückenlose Sicherheit können wir nicht gewährleisten“, sagt Zwingli. „Aber wir sind bemüht, das unsere zu tun, um das Problem in den Begriff zu bekommen.“ Vom Verfahren vor dem BGH erhofft sich das Unternehmen Rechtssicherheit. „Die Streitigkeiten sind mittlerweile fünf Jahre alt – wir wollen das geklärt haben“, sagt Raimer. „Wir denken, dass wir deutlich mehr gegen Urheberrechtsverletzungen machen als alle Wettbewerber.“
Dem Bundesverband Musikindustrie reicht das allerdings nicht. „Zwar hat sich das Unternehmen im Kontext der Megaupload-Schließung offenbar dahingehend positioniert, künftig stärker gegen Urheberrechtsverletzungen vorgehen zu wollen, von den konkreten Anstrengungen ist aber bislang nur wenig bei uns angekommen“, erklärt der Geschäftsführer Florian Drücke. Die Grundproblematik bleibe bestehen: Dateien könnten „potenziell unbegrenzt verbreitet werden“.
Das Rapidshare-Geschäft soll jedenfalls auch ohne illegale Kopien laufen. Dafür ahmt das Unternehmen andere Online-Speicher wie Dropbox nach: So gibt es seit kurzem ein Programm namens Rapiddrive für eine komfortablere Datei-Verwaltung über Windows-PCs, seit Anfang des Jahres die Freigabe einzelner Ordner. Rapidshare-Nutzer können prinzipiell kostenlos Dateien hochladen, zahlen müssen sie für mehr Komfort: mehr Speicher, mehr Tempo, unbegrenzte Speicherdauer.
Die Konkurrenz ist allerdings groß. Punkten will das Unternehmen mit Geschwindigkeit und Datenschutz. „Der ein oder andere Nutzer will wissen, dass seine Daten vertraulich behandelt werden“, sagt Raimer. „Da ist Rapidshare als Dienstleister in der Schweiz gut aufgestellt.“ Die Frage ist: Nehmen die Nutzer der Plattform den Image-Wandel zum seriösen Online-Speicher ab?[Christof Kerkmann/ps]
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