Schlag auf Schlag: Nach dem ZDF haben mittlerweile vier anderen öffentlich-rechtliche Anstalten Manipulationen bei Ranking-Shows zugegeben. Die Glaubwürdigkeit der Sender ist erschüttert. Für den Zuschauer stellt sich da zunehmend die Frage, ob er ARD und ZDF in Sachen Rankings überhaupt noch trauen kann.
Es geht derzeit Schlag auf Schlag: Nach dem ZDF haben sich nun auch der Norddeutsche Rundfunk (NDR), der Westdeutsche Rundfunk (WDR), der Hessische Rundfunk (HR) und der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) dazu bekannt, Rankings-Shows absichtlich manipuliert zu haben – und es ist anzunehmen, dass weitere öffentlich-rechtliche Anstalten folgen werden. Einzig der Südwestrundfunk (SWR) kann sich bisher beruhigend auf die Schulter klopfen: Die interne Überprüfung entsprechender Formate ergab, dass es zu keinen Schummeleien bei Ranking-Shows des SWR gekommen ist.
Angesichts dieser Flut an Geständnissen steht der Zuschauer nun allerdings vor der großen Frage: Kann er den Sendern in Sachen Ranking-Shows überhaupt noch trauen oder muss er an jeder Ecke nun Betrug wittern?
Eines steht zweifelsfrei fest: Die Glaubwürdigkeit der Sender hat durch den sich immer weiter ausweitenden Manipulations-Skandal ordentlich gelitten. Den größten Scherbenhaufen hat dabei nach wie vor das ZDF zu beseitigen, wo Anfang Juli bei „Deutschlands Beste“ die Ergebnislisten verändert wurden, um den eingeladenen Gästen der Show attraktive Plätze in dem Ranking zu sichern. Als Zuschauer, dem ein ehrliche Abstimmung von tausenden Teilnehmern in der Sendung versprochen wurde, stehen einem da die Haare zu Berge.
Doch auch die anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten führen mitunter Begründungen für ihre Schummeleien an, die nur Kopfschütteln hervorrufen: So führte der NDR fehlende Bildrechte, eine schlechte Materiallage oder auch dramaturgische Gründe für das Eingreifen der Redaktionen an. Letzteres trifft auch auf den RBB zu. Um der Spannung willen wurden hier die wahren Ergebnisse also über Bord geworfen. Der Zuschauer ahnte davon allerdings nichts, denn er wurde nicht informiert. Beim WDR sei es dagegen unter anderem zu Gleichständen gekommen. Doch statt eben beispielsweise zwei Mal den achten Platz zu vergeben, wurde dort von Seiten der Redaktion bestimmt, wie die Reihenfolge letztlich aussah.
Nun ließe sich natürlich anführen, dass es innerhalb mehrerer untersuchter Jahre nur zu einer Hand voll Vorfällen pro Anstalt gekommen sei. Doch das macht die Sache keineswegs besser. Die Sender stricken aus Zuschauer-Umfragen diverse Sendungen, versprechen Ergebnisse, die allein von den Zuschauern gewählt wurden und bauen sich die Listen am Ende doch zurecht, wie es ihnen passt – und das offenbar in der Vorstellung, dass schon niemand dahinterkommt. Die Häufung dessen, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Dass die Sender dieses Fehlverhalten nun einräumen, ist zwar ein wichtiger Schritt, fördert ihre Glaubwürdigkeit im Moment allerdings nur bedingt. Konsequenzen wollen sie alle ziehen: mehr Transparenz gegenüber dem Zuschauer und verhindern, dass erneut geschummelt wird, wurde als Parole ausgegeben. WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn kündigte sogar an, künftig ganz auf Online-Votings zu verzichten, eine Eitscheidung mit fadem Beigeschmack, denn offenbar ist der WDR nicht in der Lage zu garantieren, dass bei Sendungen, die auf Online-Abstimmungen basieren, nicht doch wieder manipuliert wird.
Der Zuschauer bleibt nun mit einem mulmigen Gefühl zurück, wenn er sich eine der zahlreichen Ranking-Shows der Öffentlich-Rechtlichen im Fernsehen ansieht oder im Radio hört. Bekommt er wirklich die ehrlichen Ergebnisse des Votings oder der Umfrage zu sehen, oder hatte doch die Redaktion die Finger im Spiel? Wahrheit oder doch alles nur Betrug? Es wird auf jeden Fall wohl noch eine ganze Weile dauern, bis die öffentlich-rechtlichen Sender das Vertrauen der Zuschauer zurückgewinnen können. [Kommentar von Frances Monsheimer, Redakteurin]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com