Nach ZDF, NDR und SWR hat nun auch der WDR die Karten auf den Tisch gelegt, wie es um seine Ranking-Shows bestellt ist. Die Bilanz: auch beim WDR wurden Listen manipuliert. Als Reaktion will der Sender künftig auf Online-Votings verzichten.
Der vom ZDF ausgelöste Manipulations-Skandal könnte den öffentlich-rechtlichen Sendern in Sachen Glaubwürdigkeit doch ernster schaden, als bisher angenommen. Denn nach den Mainzern haben nun auch erste ARD-Anstalten bekannt, dass bei ihnen bei Ranking-Shows nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Nach dem NDR hat am Dienstagnachmittag nun auch der WDR die Karten auf den Tisch gelegt und eingeräumt, dass die auf Basis von Online-Votings erstellten und im TV präsentierten Rankings in mehreren Fällen manipuliert waren.
Eine interne Prüfung habe ergeben, dass bei insgesamt 111 ausgestrahlten Sendungen zwischen 2008 und 2014 insgesamt zehn Mal durch die Redaktion in die Reihenfolge eingegriffen wurden. So seien beispielsweise verzerrte Abstimmungen, die durch kurzzeitige massive Klick-Aktionen von Nutzern aufgefallen seien, nachträglich ausgeglichen worden. Dies sei bei vier Sendungen der Fall gewesen. Betroffen davon waren die Formate „Die beliebtesten Bauwerke in Nordrhein-Westfalen“, „Die beliebtesten Ausflugsziele in NRW“, „Die beliebtesten Städte in Nordrhein-Westfalen“ sowie „Die beliebtesten Fußballvereine aus NRW“.
Zweitens führte der WDR journalistisch begründete Korrekturen am Voting an. Diese seien zum einen in Fällen vorgenommen wurden, wo nur sehr wenige Zuschauer an dem jeweiligen Voting teilgenommen haben und wo es aufgrund der geringen Beteiligung zu Gleichständen auf den hinteren Plätzen gekommen sei. In drei Fällen sei die Reihenfolge hier redaktionell festgelegt worden. Zum anderen wies die Rundfunkanstalt das Szenario aus, in dem zu wenige Zuschauer abgestimmt haben und daher eine zusätzliche Befragung über ein Institut eingeholt wurde. Auch dadurch stimmten die präsentierten Ergebnisse nicht mit denen des Online-Votings überein. Die Zuschauer wurden nicht informiert.
Als Reaktion auf dieses Ergebnis will der WDR bei künftigen Staffeln der Ranking-Sendereihen wie die „Hitlisten des Westens“ auf Online-Abstimmungen verzichten, so WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn. Zudem sollen die Konzepte grundlegend überarbeitet werden. [fm]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com