Prozess um NDR-Drehbuch-Affäre: Heinze räumt Fehler ein

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Seit vergangener Woche steht die ehemalige Spielfimchefin des NDR, Doris Heinze, vor Gericht und muss sich wegen Bestechlichkeit und Vetternwirtschaft verantworten. Nun räumte sie selbst ein, Fehler begangen zu haben.

Im Drehbuch-Prozess hat die langjährige NDR-Fernsehspielchefin Doris J. Heinze eigene Fehler eingeräumt. Die 63-Jährige soll unter den Decknamen „Marie Funder“ und „Niklas Becker“ jahrelang eigene Drehbücher von sich und ihrem Mann beim Norddeutschen Rundfunk eingeschleust haben. Heinze bezeichnete ihr Verhalten am Freitag als „irre großen Fehler“ und sagte vor dem Hamburger Landgericht: „Ich hatte die ganze Zeit natürlich ein schlechtes Gewissen.“ Sie ist wegen schwerer Bestechlichkeit, schwerer Untreue und Betrugs vor der Wirtschaftsstrafkammer angeklagt. Auch ihr Ehemann und eine Filmproduzentin müssen sich vor Gericht verantworten.

Heinze äußerte ihr Bedauern über ihr Vorgehen, weil viele Leute beim Sender ihr vertraut hätten. Es sei ihr bewusst, dass sie ihre Stellung beim NDR ausgenutzt habe, sagte die frühere Fernsehspielchefin. Sie galt in der Branche als mächtig und einflussreich. Sie habe zweifellos erheblichen Einfluss auf Projekte gehabt, sie sei „sehr genau gehört“ worden, räumte die ehemalige NDR-Angestellte ein. Sie habe die Drehbuchstoffe ihres Mannes und ihre eigenen aber haben wollen, berichtete Heinze. „Ich fand die Stoffe wirklich gut.“

Erst am Nachmittag des Verhandlungstages kam die Angeklagte zu Wort. Zuvor scheiterte die Verteidigung einer mitangeklagten Filmproduzentin mit dem Antrag auf einen dritten Berufsrichter. Die die Besetzung der Wirtschaftsstrafkammer bleib mit zwei Berufsrichtern daher unverändert. Den 133 Seiten langen Antrag dazu, der vor Gericht über Stunden vorgetragen werden musste, hatten die Verteidiger mit dem Umfang und der Komplexität des Verfahrens begründet.

Das Ehepaar Heinze sprach nach Angaben des Mannes nicht viel über den Beruf. „Meine Frau und ich haben uns sehr bemüht, uns nicht ständig über unsere Arbeit auszutauschen“, zitierte die Verteidigung der Produzentin aus einem Schreiben des heute 63-jährigen Autors. Das sei „vielleicht ein Fehler“ gewesen. Das Schreiben unter Pseudonym – „eine künstlerische Herausforderung“ – begründete der Mann auch mit dem Arbeitgeber seiner Frau. Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten Schwierigkeiten damit gehabt, dass er mit Heinze verheiratet sei und gleichzeitig schreibe. Seit der Entlassung seiner Frau beim NDR seien viele Projekte auf Eis gelegt worden: „Es ist wie ein Berufsverbot, und alle warten auf eine Entscheidung.“

Die mitangeklagte Ex-Geschäftsführerin einer Münchner TV-Produktionsgesellschaft soll die unter Decknamen geschriebenen Drehbücher von Heinze und deren Ehemann gekauft haben. Im Gegenzug soll Heinze versprochen haben, sich dafür einzusetzen, dass der NDR genau diese Produktionsfirma beauftragt. Für die Drehbücher unter ihrem Pseudonym strich Heinze der Anklage zufolge die volle Gage von jeweils bis zu 26 000 Euro ein – obwohl ihr laut senderinterner Regelung nur die Hälfte zugeständen hätte.

Die Verteidigung dieser Produzentin wirft der Staatsanwaltschaft vor, Geschäftsabläufe in der Film- und Fernsehproduktion nicht genügend zu berücksichtigen. Die Anwälte informierten sich bei Berufskollegen ihrer Mandantin über das Geschäftsgebaren der Branche. „Heinze gehörte zur Kategorie der ganz unzuverlässigen Auftraggeber“, zitierte der Anwalt eine Informantin. Die Verteidigung wollte deutlich machen, dass das Risiko einer Filmherstellung beim Produzenten liege, der oftmals in Vorkasse gehen müsse. Bei einer späteren Auftragsstornierung durch einen Fernsehsender bleibe er dann auf solchen Kosten sitzen. [Julia Ranniko/fm]

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