Der Start des neuen Senders in der Schweiz könnte nur der Anfang gewesen sein. Mit der Umwandlung des Konzerns in eine Europäische Aktiengesellschaft könnte ProSiebenSat.1 weitgreifende Veränderungen in Angriff nehmen und seine lang angekündigte Senderexpansion durchführen.
Der letzte Woche angekündigte neue TV-Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe war womöglich nur der Anfang. Denn mit der Umwandlung der Mediengruppe in eine Europäische Aktiengesellschaft könnten weitreichende Veränderungen einhergehen. Denn die damit verbundenen internen Neustrukturierungen könnte die Senderfamilie zum Anlass nehmen, um ihre lang angekündigte Senderexpansion einzuleiten.
Neben der Umwandlung in eine europäische Aktiengesellschaft Anfang Juli hat die Mediengruppe auch interne Veränderungen vorgenommen. So wurden die Pay-TV-Kanäle ProSieben Fun, Sat.1 Emotions und Kabel Eins Classics in eine neue Tochtergesellschaft ausgelagert. Die dafür notwenige Beantragung neuer Lizenzen für die TV-Sender hatte die Fernsehgruppe schon im Vorfeld in die Wege geleitet. Zwar begründete ProSiebenSat.1 den neuen Veranstalter der Pay-TV-Kanäle gegenüber DIGITAL FERNSEHEN als „interne Umstrukturierung“, dennoch gibt dieser Schritt Anlass zu Spekulationen.
So hält der Konzern neben den Sendelizenzen für ihre bekannten Pay- und Free-TV-Sender Lizenzen für weitere vier TV-Kanäle inne, die bisher jedoch nicht auf Sendung sind. Für die Programme ProSiebenSat.1 Family, ProSiebenSat.1 Fiction, ProSiebenSat.1 Favorites sowie ProSiebenSat.1 Facts hatte die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) der Senderfamilie Lizenzen für den Zeitraum vom Februar 2009 bis Februar 2016 erteilt. Womöglich nutzt ProSiebenSat.1 die interne Umstrukturierung, um diese Sender an den Start zu bringen und damit die Durchführung ihrer angekündigten Senderexpansion einzuleiten. Dass das Unternehmen an dem Ausbau seines Senderportfolios gelegen ist, hat die Fernsehgruppe erst letzte Woche deutlich gemacht. So wird in der Schweiz einneuen Sender für Spielfilme, Serien und Telenovas an den Start gehen.
Schon Anfang 2013 hatte ProSiebenSat.1 von einer geplanten Senderexpansion gesprochen. Neben zwei Free-TV-Kanälen – einem Kinder- und einem Lifestyle-Sender – waren damals auch drei neue Pay-TV-Kanäle angekündigt worden, die eigentlich bis Ende 2014 an den Start gehen sollten. Geschehen ist das aber nicht. Auf der Anga Com im Juni hatte Nicole Agudo Berbel, Senior Vice President Distribution Sales & Key Account Management von ProSiebenSat.1, von hausinternen Planungen zu neuen Pay-TV-Sendern berichtet. Nähere Details nannte sie jedoch nicht.
Zumindest die Frage, was mit den vier Sendelizenzen passiert, welche die Mediengruppe innehält, ist akut, denn diese laufen Anfang nächsten Jahres aus. Mit konkreten Informationen über seine Pläne hält sich der Konzern aber nach wie vor zurück. Gegenüber DIGITAL FERNSEHEN hieß es lediglich: „Zu den Lizenzen und etwaigen weiteren Sendern äußern wir uns im Hinblick auf den Wettbewerb zu gegebener Zeit.“
Anfang Juli hatte ProSiebenSat.1 ihre Umwandlung in eine neue Rechtsform abgeschlossen. Als Europäische Aktiengesellschaft möchte sich die Mediengruppe künftig stärker international aufstellen. Ob durch die interne Umstrukturierung auch in dieser Frage Weichen gestellt werden, bleibt vorerst offen. Auf Geschäftspartner des Konzerns hat die neue Konstellation aber keine Änderungen. Auch für Kunden, die die ProSiebenSat.1-Pay-TV-Kanäle im Welt-Paket von Sky abonniert haben, ergeben sich keine Veränderungen, versicherte ProSiebenSat.1 auf Nachfrage. [kw]
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