ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling hat ARD und ZDF scharf angegriffen. Er sei absolut für das duale System aus privatem und öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sagte Ebeling. Aber der ungleiche Wettbewerb im Kerngeschäft der Privaten müsse aufhören.
Im Rahmen der Hauptversammlung des TV-Konzerns am Freitag in München betonte der Chef der Mediengruppe, dass die öffentlich-rechtlichen Sender im Jahr über ein Gebührenbudget von mehr als 8 Milliarden Euro verfügen. „Das ist deutlich mehr als der gemeinsame Umsatz aller privaten TV- und Radio-Veranstalter in Deutschland“, sagte Ebeling.
Es sei nicht einzusehen, dass ARD und ZDF dies nutzten, um damit aggressiv im Kerngeschäft der Privaten anzugreifen. „Warum sichert sich das ZDF die Champions-League-Rechte mit einem für unsere Verhältnisse wirtschaftlich nicht machbaren Angebot?“ Das gleiche gelte etwa für Jugendsender wie ZDFneo oder für die Bereitschaft, für Hollywood-Produktionen überhöhte Preise zu bezahlen.
In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ vom Freitag erklärte Ebeling zudem, dass sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten gelegentlich selbst fragen sollten, ob sie ihrem Auftrag genügen. „Nur auf Boxen oder die Champions League zu setzen, ist womöglich nicht ganz der richtige Weg – um es vorsichtig zu formulieren“, so der ProSiebenSat.1-Chef.
„Der wichtige und notwendige Grundversorgungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender darf nicht nach Belieben in ein Unterhaltungs- und Sport-Monopol umgedeutet und dann mit einem offenbar unbegrenzten Gebühren-Budget zementiert werden“, sagte Ebeling auf der Hauptversammlung weiter. An der privaten Medienbranche hingen zehntausende Jobs. Die privaten Anbieter hätten ein gemeinsames Interesse, die ungebremste Expansion von ARD und ZDF zu verhindern.
ProSiebenSat.1 selbst werde da lieber weiter auf Unterhaltung setzen. „Es gibt einfach Menschen, die unterhalten werden wollen. Das tun wir, und die Marktanteile bestätigen unseren Erfolg“, so Ebeling gegenüber dem „Handelsblatt“. Im Bezug auf die TV- und Internet-Rechte für die Fußballbundesliga will der Chef des TV-Konzerns sich nicht festlegen. Man werde sich die Pakete ansehen, doch „keine Mondpreise“ dafür bezahlen, denn die Bundesliga-Rechte seien über Werbung nicht zu finanzieren. „Deshalb investiere ich unser Geld lieber in deutsche Spielfilme und Serien und unterstütze die hiesige Produzentenlandschaft“, erklärte Thomas Ebeling.
Der ProSiebenSat.1-Konzernchef fasst zudem den Start eines neuen Männerkanals ins Auge. „Zielgruppe sindLeute, die mit ProSieben groß geworden sind, denen aber manche Formateheute einfach zu jung sind“, so Ebeling. Der Sender soll sich an männliche Entscheider zwischen 45und 65 Jahre richten. Sendestart könnte in der zweiten Jahreshälfte 2012sein. DasProjekt leitet Katja Hofem-Best, die bereits den Frauensender Sixxentwickelt hat. „Ein Schuss Dmax, Sport1, Arte und ProSieben“, gibtEbeling als Konzept vor.
Auch eine Expansion in östliche Märkte kann der Konzern-Chef sich vorstellen: „Wir prüfen schon jetzt Produktionspartnerschaften und neue Vertriebsmodelle in China und Indien“. Das sei Teil der Wachstumsstrategie. Generell sei die Mediengruppe „für alles offen, für Partnerschaften, Minderheitsbeteiligungen oder Übernahmen“. Wichtig sei Ebeling dabei nur „eine Eigentümerstruktur, in der ProSiebenSat.1 genau wie jetzt unternehmerisch und kreativ agieren kann“.
Update 12.17 Uhr: Zusätzliche Informationen hinzugefügt[dpa/js]
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