ProSiebenSat.1: Berlusconi-Konzern MFE kratzt an Übernahme-Grenze

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ProSiebenSat.1 Gebäude; © ProSiebenSat.1
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Droht ProSiebenSat.1 die Berlusconisierung? Nachdem sich die Senderkette weiter dem italienischen Konzern MFE annähert, stehen neue Kooperationen im Raum. Das sorgt für Kritik.

Lange regte sich im Vorstand von ProSiebenSat.1 Widerstand gegen die Einflussnahme durch Media For Europe (MFE). Unter dem neuen ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzenden Bert Habets weht nun einer neuer Wind: Die beiden Medienkonzerne nähern sich an und planen offenbar eine paneuropäische Fernsehallianz.

MFE, ehemals Mediaset, ist der größte Anteilshaber an ProSiebenSat.1. Seit seinem Einstieg 2019 baut der von Silvio Berlusconi gegründete Medienmulti seine Beteiligung schrittweise aus. Aktuell besitzt MFE eine direkte Beteiligung von 28,9 Prozent, was Stimmrechten in Höhe von 29,7 Prozent entspreche, sagte MFEs Deutschland-Chefin Katharina Behrends der „SZ“. Sie ist neuerdings auch Mitglied im Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1.

Berlusconisierung von ProSiebenSat.1 durch MFE?

In der „Financial Times“ spricht P7S1-Vorstand Habets von „sinnvollen“ Kooperationen bei Werbung, Technologie und sogar Inhalten. Insbesondere gemeinsame Inhalte erregen sorgenvolle Aufmerksamkeit in der Medienwelt. So warnt Frank Überall, Vorstand des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), vor einer „schleichenden Berlusconisierung“ von ProSiebenSat.1. „Nichts deutet darauf hin, dass MFE nach dem Tod von Silvio Berlusconi seine politische Agenda ändern würde.“ MFE wird mittlerweile von Berlusconis Sohn Pier Silvio geleitet. Bei einer „europäischen Allianz des rechtsnationalen Populismus“ im TV sieht der DJV die Grund- und Freiheitsrechte Europas in Gefahr. Der Verband fordert deshalb die zuständige Medienaufsicht auf, ein Auge auf die Vorgänge bei ProSiebenSat.1 zu haben, um „gravierende Folgen“ zu verhindern.

Indes zeigt sich nicht nur Habets optimistisch, was die Zusammenarbeit mit MFE angeht. Auch MFE-Managerin Behrends spricht von einem „verbesserten Dialog“ und „ersten Arbeitsgruppen“. Was die Inhalte angeht, äußert sie sich aber im (vermeindlichen?) Widerspruch zu Habets: Es gehe nicht um eine Angleichung im Programm, „die Content-Strategie bleibt selbstverständlich lokal“.

MFE bleibt unter der Übernahme-Grenze

Eine weitere Erhöhung der Anteile an ProSiebenSat.1 sei außerdem nicht vorgesehen, so Behrends. Das dürfte auch am deutschen Aktienrecht liegen. Denn ab einer Beteiligung über 30 Prozent müsste MFE allen anderen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Aber auch nach jetzigem Stand ist MFE nah dran an einer Mehrheit. Denn wenn bei einer Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 mehrere andere Aktionäre fehlen, könnte MFE bereits de facto auf die Mehrheit kommen. Aus diesem Grund habe man die neuen Stimmverhältnisse bereits bei der EU-Kommission angemeldet.

Nach MFE ist die PPF-Gruppe der tschechischen Milliardärin Renata Kellnerova die zweitgrößte Anteilshaberin an ProSiebenSat.1, mit 15 Prozent. Auch die PPF stockt ihre Anteile seit ihrem Einstieg auf. In beiden Fällen zeigt sich: Die Anteilshaber verfolgen eine Richtung, die ihnen zunehmend mehr Sagen bei ProSiebenSat.1 verschafft – wodurch sie andere Aktionäre einfacher überstimmen können.

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  • ProSiebenSat1-Gebaeude: © ProSiebenSat.1
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