Privatsender kämpfen vor Gericht für gemeinsame Mediathek

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Medienkonzerne ProSiebenSat.1 und RTL wollen nicht kampflos den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern das Feld überlassen. An diesem Mittwoch (18. April) kämpfen sie vor Gericht für ihre Pläne einer gemeinsamem Online-Videoplattform nach Vorbild des US-Anbieters Hulu. Das Vorhaben war vom Bundeskartellamt vor gut einem Jahr blockiert worden.

Mit ihrer Beschwerde beim Düsseldorfer Oberlandesgericht greifen die Sender die Entscheidung der Kartellwächter an. Das Gericht gab am Montag den Verhandlungstermin bekannt. Rückendeckung hatten die Privatsender zuletzt von den zuständigen Landesmedienhütern in Nordrhein-Westfallen erhalten.
 
Die LfM hatte das Kartellamts-Verbot offen kritisiert: Es spiele lediglich Anbietern wie Hulu und Google in die Hände. Schließlich hätten auch die öffentlich-rechtlichen Sender entsprechende „Mediatheken“, auf denen man nachträglich verpasste Sendungen sehen könne.

Nach den Plänen von RTL und ProSiebenSat.1 soll ein kostenloses, werbefinanziertes Portal für Shows und Serien entstehen – nach dem Vorbild des amerikanischen Anbieters Hulu. Das Bundeskartellamt hatte im vergangenen Februar argumentiert, dass damit das „marktbeherrschende Duopol der beiden Sendergruppen“ auf dem Markt für Fernsehwerbung in Deutschland verstärkt werde. Auf dem bundesdeutschen Fernsehwerbemarkt verfügten beide Unternehmen zusammen über einen Marktanteil von 80 bis 90 Prozent.
 
Die beiden Medienunternehmen sehen keinen Kartellverstoß und argumentieren, dass von einem Duopol auf dem Werbemarkt keine Rede sein könne, weil zwischen beiden Unternehmen Wettbewerb bestehe. Außerdem könnten sich auf der Plattform auch kleinere Anbieter präsentieren. Beide hatten sich bereits im April vergangenen Jahres zur Einreichung einer Klage entschieden.
 
ARD und ZDF hatten vor kurzem angekündigt, Ende April in Berlin eine gemeinsame Video-on-Demand-Plattform zu gründen, die in der Vorbereitung unter dem Arbeitstitel „Germany’s Gold“ läuft. Um die Chancen auf eine positive Prüfung des Bundeskartellamts zu erhöhen, hatten die öffentlich-rechtlichen Vertreter ausdrücklich auch Privatsender und andere Anbieter zu einer Beteiligung an dem Projekt eingeladen (DIGITALFERNSEHEN.de berichtete).

Martin Krapf, Geschäftsführer IP Deutschland, zeigte sich erfreut, dass es gelungen sei, eine so wichtige Position mit einem Kollegen aus der Mediengruppe zu besetzen. Julian Weiss kenne die Senderperspektive und wisse, wie Vermarktung von TV und neuen Medien funktioniere. N-TV-Geschäftsführer Hans Demmel assistierte, man lasse Weiss „mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen“. [ar/Frank Christiansen]

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1 Kommentare im Forum
  1. AW: Privatsender kämpfen vor Gericht für gemeinsame Mediathek Ich gehe stark davon aus, dass das letztinstanzlich sowieso vom EuGH entschieden werden muss...
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