
Hamburg – Die deutschen Privatsender wollen über die Politik Druck auf ARD und ZDF ausüben, um die öffentlich-rechtlichen Sender zu massiven Einsparungen im Programm zu zwingen.
In einem zehnseitigen Schreiben an eine neue Arbeitsgruppe der Unionsländer unter dem Vorsitz der Sächsischen Staatskanzlei sehe der Privatsenderverband VPRT bei den öffentlich-rechtlichen Sendern Einsparpotentiale „von mindestens einer Milliarde Euro“ vor, berichtete das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ (Montagsausgabe). Dies sei sogar unter der Prämisse möglich, dass die Programmqualität der öffentlich-rechtlichen Programmangebote nicht leide.
Tatsächlich sieht das Papier aber insbesondere bei populären Aushängeschildern wie Live-Sport und Spielfilmen massive Einschnitte vor. So solle etwa die Kürzung des Sportrechteetats um relativ willkürliche 40 Prozent die Ausgaben um rund 310 Millionen Euro senken, zitierte das Magazin aus dem Papier. Mit 146 Millionen Euro schlüge ferner eine Reduzierung des Spielfilmbudgets ebenfalls um 40 Prozent zu Buche.
Der VPRT schlägt nicht ganz uneigennützig zudem die radikale Einstellung aller sechs Digitalkanäle von ARD und ZDF vor, was gut 220 Millionen Euro brächte. Außerdem möchte der Verband allein bei der ARD 145 Millionen Euro sparen, indem der Sendergruppe jegliche Neueinstellung versperrt wird. Zwar habe die Sendergruppe bis 2012 Personaleinsparungen von knapp 400 Millionen Euro vorgesehen, allerdings plant sie dennoch „Mehrbedarfe im Personalbereich“ für neue Aufgaben, äußerte der VPRT Erstaunen.
„Mit Blick auf die über 51 000 Mitarbeiter bei ARD, ZDF und Deutschlandradio scheint es mehr als fraglich, ob ein Mehrbedarf besteht“, attestierte der VPRT. Dass die radikalen Vorschläge der Privatsender-Lobby zur Schwächung direkter Mitbewerber politisch tatsächlich auf Gehör treffen, scheint eher unwahrscheinlich. [ar]
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