Der ostdeutsche Kabelnetzbetreiber will von seiner ehemaligen Muttergesellschaft, der Primacom AG, nichts mehr wissen.
Seit vergangenem Donnerstag fehlen auf der Webseite des Kabelnetzbetreibers Primacom Management GmbH (PMG) große Bereiche seiner bisher dort beschriebenen Vergangenheit. Wer seitdem Informationen über die ehemalige, von den Fremdkapitalgebern mit eigennütziger Absicht in die Insolvenz geschickte Muttergesellschaft Primacom AG (PAG) sucht, kann auf der bisherigen Unternehmensseite www.primacom.de/ag/ nur noch lesen:
Betreiber der Website www.primacom.de ist die Primacom Management GmbH. Die PrimaCom AG hat am 5. Juli 2010 ihre Anteile an der Primacom Management GmbH veräußert. Bei Fragen zur Primacom AG wenden Sie sich bitte an den zuständigen Ansprechpartner.
Damit sind auch sämtliche Jahresberichte und Ad-Hoc-Mitteilungen zwischen dem Börsengang im Februar 1999 und dem Zwangsverkauf durch den Insolvenzverwalter am 5. Juli 2010 nicht mehr öffentlich verfügbar. Der Satz „Bei Fragen zur Primacom AG wenden Sie sich bitte an den zuständigen Ansprechpartner“ wird Informationssuchenden nicht weiterhelfen. Denn am derzeitigen Unternehmensstandort am Ernst-Reuter-Platz in Berlin verweigern die Mitarbeiter der PMG jegliche Detailauskunft zur PAG. Der Insolvenzverwalter Hartwig Albers fühlt sich wiederum nur den Gläubigern verpflichtet. Somit sollen offenbar jegliche Recherchen zur Vergangenheit des Unternehmens im Keim erstickt werden.
Die Primacom AG als Holding und damit deren Aktionäre wurden im Juni letzten Jahres quasi kalt enteignet: Die Fremdkapitalgeber, allen voran die holländische ING-Bank, stellte kurzfristig ein Darlehen über 29,2 Millionen Euro fällig und holten sich Mitte Juni per Pfandrechtsbeschlag deren bisherige Tochtergesellschaft Primacom Management GmbH, in der das hochprofitable Kabelgeschäft mit einer Umsatzrendite von über 40 Prozent gebündelt ist.
Für den 5. Juli setzte die ING-Bank eine Zwangsversteigerung der PMG an, überzeugte jedoch den Insolvenzverwalter, die PMG wenige Stunden zuvor für einen geringen Preis an die bisher unbekannte Luxemburger Medfort S.á.r.l. zu verkaufen. Diese war bereits am 25. Februar mit dem alleinigen Zweck gegründet worden, die Primacom zu übernehmen. Medfort gab damals als Eigentümer die „Yellow Bridge Partners“ mit Sitz im anonymen Steuerparadies Britische Jungferninseln an.
Bei der Anmeldung beim Bundeskartellamt Anfang August musste man als mittelbare Erwerber bereits die bisherigen Fremdkapitalgeber der AG nennen. Anfang November gaben diese dann die offizielle Übernahme der Medfort für Mitte Januar 2011 bekannt. Damit war klar, dass die Fremdkapitalgeber von Anfang an die Enteignung der Primacom-Aktionäre geplant hatten, um den lukrativen operativen Betrieb selbst an sich zu reißen.
Nach Informationen von DIGITAL FERNSEHEN bereiten namhafte Altaktionäre der AG in den nächsten Wochen eine große Informationskampagne vor, um die Bevölkerung auf diese in Deutschland nahezu einmalige und beispiellose Enteignung durch Banken hinzuweisen. Im Zuge der Kampagne sollen unter anderem auch die oben genannten Dokumente der AG wieder ins Internet gestellt werden.
Update 11. Januar, 16.04 Uhr: Die Ad-Hoc-Mitteilungen der Primacom AG, die bis zur vergangenen Woche auf den AG-Seiten vorgehalten wurden, sind inzwischen wieder auf den Presseseiten der Primacom Management GmbH abrufbar. Die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre sind jedoch weiterhin nicht zu finden.
[sh]
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