
Mainz/Hamburg – Die Verkaufsgerüchte um den Kabelnetzbetreiber Primacom verdichten sich. Laut Presseberichten prüfen Investoren bereits die Bücher der Firma.
Die Mainzer Fernsehkabelfirma Primacom hat einen Datenraum für potenzielle Käufer geöffnet. Laut einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ prüfen mehrere Finanzinvestoren, der Telekommunikationsanbieter Versatel und der zweitgrößte Kabelnetzbetreiber Deutschlands, Unitymedia, die Bücher des Unternehmens.
Der Kabelnetzbetreiber hatte erst am Mittwoch vor einem möglichen Finanzierungsengpass im Sommer gewarnt. Primacoms Hauptaktionär ist mit 90,49 Prozent, die vom britischen Finanzinvestor Scott Lanphere geführte luxemburgische Escaline-Holding. Die Einleitung eines Verkaufsprozesses zeige, dass Escaline nun bereit sei, sich von ihrer letzten operativen Einheit zu trennen.
Zuvor hatte Lanphere schon das Zepter beim deutlich größeren Primacom-Schwesterunternehmen Tele Columbus an seine Kreditgeber abgeben müssen. Die Banken hoffen laut dem Blatt, so wenigstens einen Teil der insgesamt rund zwei Milliarden Euro retten zu können, die sie Escaline geliehen hatten.
Auch Primacom hat seine Kreditgeber um Unterstützung gebeten. Zwar gilt das Unternehmen mit 340 Millionen Euro Schulden als solider finanziert als einst Tele Columbus. Doch wollen die Banken nicht noch einmal so lange warten wie bei Tele Columbus, das Ende 2009 haarscharf an einer Insolvenz vorbeigeschrammt war.
Derzeit ist unklar wann es zu einem Verkauf kommen könnte. Möglicherweise findet sich kein Interessent und die Kreditgeber müssen das Unternehmen selbst sanieren. Primacomversorgt eine Million Haushalte in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern mit Fernsehprogrammen und zunehmend auch mit Telefon- und Internetzugängen. [mw]
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