München – Die angeschlagene Pay-Plattform Premiere wird für die Durchsetzung ihrer proprietären Boxenpolitik in Zukunft offenbar nur noch mit wenigen Receivermarken planen, darunter die britische Marke Amstrad.
Eine DF-Anfrage mit der Bitte um Stellungnahme und ein Dementi der in Marktkreisen bislang genannten zwei britischen Firmen beantwortete die Premiere AG nicht.
Das Pikante daran, die Amstrad Ltd ist nach offiziellen Angaben der Firma „eine 100 prozentige Tochtergesellschaft von BSkyB Plc“. Diese Firma gehört zu einem maßgebenden Anteil zu Rupert Murdochs News Corp. Da Murdoch über seine Firma News Corp. zugleich größter Anteilseigner der Premiere AG ist, könnte er die den Kunden angebotenen Zwangsreceiver aus dem eigenen Firmenpool liefern.
Dass dies mehr als nur eine Vermutung von Marktteilnehmern ist, zeigt ein weiterer Fakt. Vorstandsvorsitzender von Premiere ist seit Herbst letzten Jahres Mark Williams. Er brachte seine Führungsmannschaft mit und kam vom italienischen Pay-TV-Anbieter Sky Italia, der zu 100 Prozent zu Rupert Murdochs News Corp. gehört.
Amstrad nun wieder wirbt auf der Homepage mit der Aussage: Amstrad „entwirft, entwickelt und produziert Set-Top-Boxen für BSkyB und Sky Italia“ und natürlich künftig auch für Premiere. So kann sich ein Kreis schließen.
Da sich auch der Verschlüsselungsanbieter NDS, den Premiere neben dem Anbieter Nagravision für die Verschlüsselung seines Pay-TV-Angebotes nutzt – bis vor wenigen Tagen mehrheitlich in Rupert Murdochs Hand befand, ergibt sich eine durchgehende Verwertungskette vom Programmangebot, über die Verschlüsselung, bis hin zum Receiver.
Ein Fakt, der offensichtlich auch die Wettbewerbsbehörden alarmiert hat, denn das Bundeskartellamt ermittelt gegen die Premiere AG wegen des Verdachts des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung (DF berichtete). [mg]
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