Leipzig – Am Mittwoch hat der Premiere-Chef Michael Börnicke nicht ganz überraschend das Handtuch geworfen und überlässt Mark Williams das Ruder von Premiere. Was könnte sich für Abonnenten von Premiere nun ändern? DF hat Vor- und Nachteile zusammengetragen.
Der neue Mann an der Premiere-Spitze ist derzeit unter anderem Finanzvorstand für Europa und Asien bei der News Corporation von Medienmogul Rupert Murdoch (DF berichtete). Der Konzern hält derzeit 25,01 Prozent an Premiere und kontrolliert damit eine Sperrminorität, mit der er wichtige Beschlüsse auf Hauptversammlungen blockieren kann. In Europa gehören die Pay-TV-Anbieter Sky Italia und BSkyB aus Großbritannien zum Murdoch-Imperium.
Anhand der beiden Anbieter hat die DF-Redaktion einige Punkte zusammengetragen, in welche Richtung sich Premiere zukünftig entwickeln könnte. Für Abonnenten kann dies Verbesserungen aber auch Nachteile bringen.
Mehr Sport, bessere Bildqualität
Zu den Vorteilen gehören natürlich deutlich höhere Investitionen in das Programm. In den vergangenen Monaten hat vor allem das Sportprogramm bei Premiere Federn gelassen (DF berichtete). Künftig sollte Premiere mehr Übertragungskapazität beim Satellitenprovider Astra ordern. Denn dies sorgt gleich für bessere Bildqualität. Damit einhergehen könnte der massive Ausbau des Programmangebots. Abonnenten können sich über 100 und mehr Sender freuen. Schon jetzt senden auf diversen anderen Plattformen über Kabel und Satellit deutsche Pay-TV-Programme, die Premiere (noch) nicht im Angebot hat.
Mehr HDTV
In Sachen HDTV könnte es bei Premiere jetzt richtig losgehen. Vor zwei Jahren kürzten die Münchner Abofunker ihr HD-Angebot um einen Kanal (DF berichtete) und jetzt könnten gleich mehrere Sender neu starten. Eurosport HD, National Geographic HD und Classica HD stehen in Lauerstellung und suchen noch nach der passenden Plattform. Weitere Anbieter haben konkrete HD-Pläne.
Sichere Verschlüsselung
Seit Jahren legt Murdoch mit seinen Sky-Sendern höchste Priorität auf eine sichere Verschlüsselung. Regelmäßig werden die Smartcards der Kunden getauscht, damit Hacker erst gar nicht anfangen, das Programm zu knacken. Bei Premiere hat man dies in den letzten Jahren einfach verschlafen.
Und nun die Nachteile – höhere Preise
Wo Sonne ist, findet sich natürlich irgendwo auch Schatten. Alle Verbesserungen am Programm müssen finanziert werden und ziehen natürlich auch Preissteigerungen nach sich. In Großbritannien wird man schnell 70 Euro für ein Monatsabo von Sky los, wenn man möglichst alle Programme sehen möchte. Dies könnte uns auch in Deutschland blühen. Jedoch haben wir bei uns einen hohen Anteil an Free-TV-Sendern, die mit ihren Programmen in Konkurrenz zum Pay-TV stehen.
Kein offener Markt an Set-Top-Boxen
Den größten Brocken werden wohl die Pay-TV-Freaks schlucken müssen. Denn in Großbritannien und Italien können die Sky-Programme offiziell nicht mit CI-Modulen gesehen werden. Ein freier Pay-TV-Boxenmarkt wie in Deutschland ist dort quasi nicht vorhanden. Schlupflöcher mit halblegalen CI-Modulen gibt es immer, jedoch können wir uns auf massive Einschränkungen einstellen. Wenn in Deutschland wenigstens der geplante Standard CI Plus zur Anwendung kommt, könnte die Politik Murdoch dazu verdonnern auch Premiere auf CI Plus anzubieten. Dann wäre die Auswahl an Endgeräten wieder größer – vorausgesetzt, diese bieten CI Plus-Funktionen an (mehr zu CI Plus). [fp]
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