Nahezu 80 Prozent der 16- und 17-Jährigen sind im Internet schon auf pornografischen Seiten unterwegs gewesen. Das ergab nun eine Studie der LMU.
Hier geht es um Milliarden: Pornografie ist fast überall im Netz präsent. In jeder vierten Suchanfrage im Internet soll es angeblich um explizite Inhalte gehen. Und gerade Jugendliche sind schon gut dabei, schließlich kann man mit nur ein paar Klicks auf pornografische Inhalte zugreifen.
Studie zu Porno-Konsum auch für Deutschland relevant
Neil Thurman, Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) der LMU, hat jetzt zusammen mit Fabian Obster, Statistiker an der Universität der Bundeswehr München, eine Umfrage unter rund 1.000 britischen Jugendlichen gemacht. Und auch für Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden in Deutschland könnten die Ergebnisse relevant sein.
78 Prozent der Jugendlichen
Nahezu vier Fünftel, nämlich 78 Prozent der Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren sind bereits online auf pornografische Inhalte gestoßen. Und zum Teil besuchen sie pornografische Websites nicht gerade selten. Denn der Umfrage zufolge war es im Schnitt sechs Tage her.
Zudem haben sich viele von ihnen noch am Tag, an dem sie den Fragebogen ausfüllten, Pornovideos angeschaut. Auf einschlägigen Websites sind die Jugendlichen im Schnitt gut zwei Stunden im Monat, fast nur per Handy oder Tablet. Auch in Social-Media-Portalen suchen sie nach entsprechenden Videos und Bildern. Pornos zu schauen ist darüber hinaus laut Umfrage vor allem Sache der männlichen Jugendlichen.
VPN und Tor Browser
Aktuell werden in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Kanada gesetzliche Regelungen diskutiert beziehungsweise implementiert, die den Zugang zu legaler Online-Pornografie regeln sollen. Und davon wurden einige Maßnahmen bereits eingeführt. Dazu zählen auch Vorschriften, Altersprüfungen vor die Websites zu schalten.
Jedoch hat laut Umfrage fast die Hälfte der Jugendlichen schon VPNs oder den Tor Browser ausprobiert. Also Tools, mit denen sich die Verbindungsdaten anonymisieren und länderspezifische Restriktionen umgehen lassen.
Minderjährige schützen – aber wie?
„Noch ist der Markt konzentriert, er wird von wenigen global operierenden Firmen beherrscht“, so Thurman. Um Minderjährige zu schützen, schlägt der Kommunikationswissenschaftler neben länderspezifischen Maßnahmen vor, Druck auf Pornografie-Anbieter auszuüben. Diese sollten dann beispielsweise Altersprüfungen für die Märkte gewährleisten, auf denen sie operieren. Jedoch fordert Thurman auch die Regulierung von Social-Media-Plattformen – wie in Großbritannien.
Bereits im Juni letzten Jahres forderten deutsche Jugendschützer einen erschwerten Zugang zu entsprechenden Portalen und Websites (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
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