Die ARD-Vorsitzende Monika Piel hat die Klage von acht Zeitungsverlagen gegen die umstrittene „Tagesschau“-App scharf kritisiert. „Wenn die Lage nicht für einige Zeitungen so ernst wäre, wäre es fast lächerlich“.
Das sagte die WDR-Intendantin am Dienstag im Anschluss an die Jahrestagung der ARD-Intendanten in Würzburg. Sie sei überrascht gewesen von dieser Aktion und den teils scharfen Worten einzelner Verleger.
Acht Zeitungsverlage hatten vor einer Woche gegen die umstrittene „Tagesschau“-Anwendung für Smartphones und den Tablet-Computer iPad geklagt. Solche kostenlosen Angebote der gebührenfinanzierten Sender gefährdeten die Verlage, hieß es zur Begründung. Besonders kritisierten die Verleger das aus ihrer Sicht nicht sendungsbezogene, zu umfangreiche Textangebot.
Piel sagte mit Blick auf das Textangebot, es gehe der ARD ohnehin vor allem um die eingestellten Videos und Audio-Angebote. „Wir haben gar kein Interesse an Bleiwüsten“. Zudem verletzten die Verleger die Grenze zwischen den Medien im Internet selbst: „Sehr viele Zeitungen machen Fernsehen, ohne die umfangreichen rundfunkpolitischen Regelungen einzuhalten“, sagte sie.
„Wir haben immer wieder betont, dass wir die Sorgen, die gerade Regionalzeitungsverleger haben, sehr ernst nehmen“, sagte Piel. Gleichwohl sei die „Tagesschau“-App eindeutig nicht presseähnlich – sie habe auch den Drei-Stufen-Test mit diesem Ergebnis durchlaufen. Dieser senderinterne Test ist für die Online-Angebote der öffentlich-rechtlichen Anstalten Pflicht.
„Eine App ist nichts anderes als ein vereinfachter Zugang zu einem Internetangebot“ – in diesem Fall zu „tagesschau.de“. Und das gebe es immerhin seit 15 Jahren. Wenn die ARD eine expansive Ausweitung im Internet gewollt hätte, „dann gäbe es nicht nur die beiden Apps zu ‚Tagesschau‘ und ‚Sportschau'“, betone Piel.
Die Klage der Zeitungsverleger scheint indes eine Grundsatzdebatte zur Legitimation des gebührenfinanzierten Rundfunksystems heraufzubeschwören. Der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags, Mathias Döpfner, hat die Klage gegen die „Tagesschau“-App mit dem „Überschreiten einer roten Linie“ gerechtfertigt. FAZ-Blogger Stefan Niggemeier kontert nun: es gibt gar keine rote Linie (DIGITAL FERNSEHEN berichtete).
Unterdessen haben die deutschen Lokalzeitungen am Dienstag angekündigt, die Klage der großen Verlagshäuser gegen die „Tagesschau“-App zu unterstützen. „Wir begrüßen ausdrücklich die Klage gegen solche textdominierten Angebote“, sagte die Vorsitzende des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen, Inken Boyens, am Dienstag auf dem Kongress der Organisation in Berlin. Boyens betonte, professioneller Journalismus koste Geld und dürfe nicht ohne Gegenleistung etwa von Internetportalen verwertet werden.
Update 16.29 Uhr: Stellungnahme des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen ergänzt[dpa/js]
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