Sechs Jahre lang kämpfte eine britische Pub-Wirtin einen einsamen Kampf gegen den Medienkonzern BSkyB. Jetzt hat sie den übermächtigen Gegner besiegt. Der Europäische Gerichtshof erlaubt, dass sie englische Fußballspiele über einen griechischen Decoder empfängt.
Im Pub von Karen Murphy im südenglischen Portsmouth ist so ziemlich alles englisch. Das Ale, das sie aus den wuchtigen Zapfhähnen fließen lässt, die Gäste, die am Wochenende zum Fußballschauen kommen, die Knabbereien, die sie zum Bier über den Tresen reicht. Sogar der Name ist patriotisch: „The Red, White and Blue“ deutet auf die Farben des Union Jack hin, der britischen Nationalflagge.
Nur eines ist im Pub der 46 Jahre alten Mutter und Großmutter nicht englisch: Der Decoder, mit dem sie die Spiele der Premier League empfängt. Sechs Jahre lang führte die Wirtin einen Kampf gegen den britischen Bezahlsender BSkyB aus dem Imperium des mächtigen Medienzaren Rupert Murdoch. Vor dem Europäischen Gerichtshof bekam sie am Dienstag nun recht.
Murphy hatte sich einen griechischen Decoder angeschafft, um Geld zu sparen. „Sky hätte 700 Pfund im Monat gekostet, bei Nova zahle ich 800 Pfund im Jahr“, sagt die Geschäftsfrau im britischen Fernsehen. „In diesen Zeiten ist das ein riesiger Beitrag zu unserem Einkommen“, fügt sie mit Blick auf die Wirtschaftskrise und das Pub-Sterben in Großbritannien hinzu.
Der Tipp, dass Spiele der englischen Liga mit englischem Kommentar über einen preisgünstigen griechischen Decoder zu bekommen sind, kam von ihrer damaligen Brauerei im Jahr 2005. Damals hatte der griechische Anbieter Nova sein Angebot vor örtlichen Gastwirten öffentlich präsentiert.
Trotz ihres Triumphes vor Gericht ging Karen Murphy schon am Dienstag wieder zur Tagesordnung über. Pünktlich um 12.00 Uhr mittags öffnete das „Red, White and Blue“ für seine Gäste. „Ich hatte die ganze Zeit große Unterstützung von meinen Gästen“, sagt sie. Ein Stammgast war es auch, der ihr per Mobiltelefon die frohe Kunde vom Sieg in Luxemburg übermittelte.
„Ich habe es gern getan“, sagt sie über ihren Feldzug gegen die Macht von Medienkonzernen und Fußball-Verbänden. Stressig sei es gewesen, die letzte Nacht habe sie nicht viel geschlafen. Und auch nicht ganz ohne Risiken sei ihr Kampf gewesen. Wäre sie irgendwann als kriminell eingestuft worden, hätte sie vielleicht ihre Lizenz verloren – und damit die Existenz.
Aber die Sache sei es ihr wert gewesen. „Es ist kein freier Zugang zum Markt“, sagte die Wirtin über das System, dass national Rechteinhaber über die Fernsehbilder verfügen können. Ihr Anwalt Paul Dixon glaubt, dass die Entscheidung das Fernsehgeschäft in Großbritannien massiv beeinflussen wird. „Nicht nur im Fußball, auch in anderen Sportarten und bei Spielfilmen“, sagte er in der BBC. [dpa]
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