High-Tech und Digitalisierung: Schon länger betont der Lichtriese Osram seinen Fokus auf neue Zukunftstechnologien. Nun passt er auch die Konzernstruktur entsprechend an. Der in diesem Jahr gebeutelte Konzern schließt das Geschäftsjahr mit einem Trostpflaster ab.
Osram treibt seinen Umbau weiter voran. Nach zwei Gewinnwarnungen im nun abgelaufenen Geschäftsjahr wegen Absatzproblemen in der Automobilindustrie und Projektverschiebungen im Smartphone-Sektor waren die Anleger reichlich verschreckt. Mit einer stabilen Dividende, einem weiteren Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 400 Millionen Euro sowie einer neuen Konzernstruktur will der Münchner Lichtkonzern ihr Vertrauen zurückgewinnen. Doch die Verantwortlichen warnen: Leichter wird es in den kommenden Monaten kaum werden.
Schon lange betont Vorstandschef Olaf Berlien die Abkehr vom klassischen Leuchtengeschäft und die Konzentration auf neue Wachstumsmärkte in Hightech-Bereichen wie der Photonik und optischen Technologien. „Wir werden unser Profil weiter schärfen und uns innerhalb neu zugeschnittener Geschäftsbereiche noch nachdrücklicher auf wachstumsstarke Märkte ausrichten“, sagte er auch am Mittwoch bei der Vorlage der aktuellen Geschäftszahlen.
Dazu gehört etwa eine Reduzierung des Auto-Anteils am Umsatz von derzeit der Hälfte auf künftig rund ein Drittel. „In den nächsten fünf Jahren sollten wir diese Balance gut erreicht haben“, sagte Berlien. Die Ausrichtung soll sich auch in der Unternehmensstruktur widerspiegeln. Der wichtigste Geschäftsbereich bleibt zwar die Belieferung der Automobilindustrie mit LED-Komponenten und Lasertechnologie. Dort fließt auch das im Juli geschaffene Gemeinschaftsunternehmen Osram Continental mit ein.
Ebenso wichtig aber wird die Sparte der optischen Halbleiter – Opto Semiconductors – mit einem nahezu gleichgroßen Umsatzanteil. Mit dem Zukauf des US-Sicherheitsspezialisten Vixar hatte sich Osram zuletzt in diesem Geschäftsfeld verstärkt. Cloud- und vernetzte Lösungen werden künftig im Geschäftssegment Digital zusammengengefasst. Unter anderem das wachstumsstarke Geschäft mit Lichtlösungen für den Pflanzenanbau wird hieraus bedient – Stichwort „Smart Farming“.
Der Lichtkonzern will durch die Neuaufstellung mittelfristig wieder stärker wachsen. Bis 2022/23 strebt Osram ein jährliches Umsatzplus im mittleren einstelligen bis zweistelligen Prozentbereich an, kündigte Berlien an. Doch von früheren Mittelfristzielen, etwa bis 2020 einen Umsatz von 5 Milliarden Euro zu erreichen, nahm der Osram-Chef Abstand. Zwar wird diese Marke weiterhin angestrebt, jedoch „später“ erreicht.
Doch die Lage bleibt trotz des jüngst neu aufgelegten Sparprogramms angespannt. Zwei Mal musste der Konzern in den vergangenen Monaten seine Jahresziele nach unten korrigieren – auch, weil der neue Prüfstandard WLTP der Autoindustrie zu schaffen machte und die Nachfrage bei den Zulieferern drückte. Hinzu kamen Produktverschiebungen im Mobilfunksektor. Am Ende schnitt Osram zwar besser ab, als die gedämpften Prognosen zuletzt nahelegten. Um knapp drei Prozent stieg der Umsatz in den letzten drei Monaten des Geschäftsjahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Im gesamten Geschäftsjahr (30. September) stagnierte der Umsatz aber bei 4,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente der Konzern mit 142 Millionen Euro fast die Hälfte weniger. Und auch für das kommende Jahr erwartet Osram keine Entspannung. Berlien verwies auf andauernde globale Risiken wie die internationalen Handelskonflikte, den Brexit sowie den Konflikt um den italienschen Haushalt. „Die nächsten ein oder zwei Quartale erwarten wir seitens der Märkte keine wesentliche Besserung“, sagte Finanzchef Ingo Bank. [dpa]
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