Olympische Spiele: Vom Sportler zum TV-Experten

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Einst traten sie selbst bei den Olympischen Spielen an, nun kommentieren Jonas Reckermann, Julius Brink und Franziska van Almsick das Geschehen als TV-Experten. Das ist nicht immer einfach für die ehemaligen Sportler.

Es sind lange Tage für Olympiasieger a.D. Jonas Reckermann. Bis zu sechs Spiele an einem Tag kommentiert und analysiert der einstige Beachvolleyball-Profi in Rio de Janeiro für das ZDF. Die meisten Spiele laufen im Internet-Livestream im Internet, die Partien mit deutscher Beteiligung im Olympia-Hauptprogramm. Für Reckermann und all die anderen Experten, die vom Sportler zum Reporter oder Moderator geworden sind, ist es immer auch ein Spagat zwischen den Welten. „Es ist schön, die andere Seite kennenzulernen. Als Spieler hat man für die Medien nicht immer Verständnis“, bemerkt Reckermann. Vor vier Jahren hat er zusammen mit seinem Partner Julius Brink Olympia-Gold aus dem Londoner Sand gebuddelt.

Auch Brink ist in Rio als TV-Mann unterwegs. Die ARD hat für ihn sogar ein eigenes Format eingerichtet: „Brinkst du’s?“ – dabei sah man den Beachvolleyball-Experten beim Interview und Eierlauf mit dem aktiven Hockeystar Moritz Fürste an der Copacabana. Oder beim Eimer füllen und Oberschenkel-Vergleich mit Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel. „Da kann ich auf ganz andere Art und Weise die Protagonisten unserer Olympia-Mannschaft präsentieren“, sagt Brink.
 
Es ist der problemlosere Job als Experte. Als Co-Kommentator müssen Brink und all die anderen „Ex“ auch Klartext reden. Und ecken durchaus mal an wie ARD-Expertin Franziska van Almsick am Rand des olympischen Schwimmbeckens.
 
Ex-Beachprofi Reckermann sieht sich auch ein bisschen als Vermittler zwischen den Welten. „Auf jeden Fall sieht man jetzt beide Seiten. Das ist super spannend. Ich kann meine Stärken als ehemaliger Spieler einbringen sowohl im Umgang mit den Aktiven als auch mit den Fernseh-Kollegen. Ich werbe für Verständnis, weiß aber auch, was nicht möglich ist“, berichtete der Olympiasieger von 2012. Manche wie ZDF-Schwimmexperte Christian Keller, Bronzemedaillen-Gewinner bei den Spielen 1996 in Atlanta, wählen daher eher die fachliche Analyse als ihren Arbeitsstil auf der anderen Seite des Olympia-Spektakels.Andere wie der ehemalige Zehnkämpfer Frank Busemann packen auch heiße Themen an, bleiben dabei aber humorvoll. Der Olympia-Zweite von 1996 sieht beispielsweise den hochgepuschten 100-Meter-Sprint der Männer „mit sehr zwiespältigen Gefühlen“. Natürlich laufe da „immer der Zweifel mit“. Und er sehe schon die Sprinter, „wie sie vor einer imaginären Dopingspritze davonrennen“.
 
Auf jeden Fall öffnen die prominenten journalistischen Mitarbeiter den TV-Anstalten Türen, die den „normalen“ Journalisten meist verschlossen bleiben. ARD-Kommentator Christian „Büdi“ Blunck wurde 1992 mit den deutschen Hockey-Herren 1992 in Barcelona Olympiasieger. „Wenn man selbst den Sport mal gemacht hat, dann weiß man auch, wie sich die Spieler und Spielerinnen fühlen“, sagte Blunck. ZDF-Experte Philipp Crone war 2002 und 2006 Hockey-Weltmeister, bei Olympia 2004 holte er Bronze. Beim Handball kann die ARD auf einen Leih-Experten verzichten. Moderator Alexander Bommes hat einst bei Bayer Dormagen und beim VfL Gummersbach in der Handball-Bundesliga gespielt. [Jens Mende/Christian Kunz/kw]

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9 Kommentare im Forum
  1. Ich kann auch nichts mit Sportlern als Kommentatoren anfangen -absolut fehl am Platz! Ich wünsche mir wieder unbedarfte und leidenschaftliche Sport-Journalisten als diese selbsternannten Sport-Gurus. Sie erzählen im Fernsehen ohnehin nur das, was wir längst wissen oder bekannt ist und insofern sehe ich hier nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Ex-Sportler mit Geldnöten und ohne Plan B.
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