Olympia: Ungarns Staatsfernsehen blendet Flüchtlings-Team aus

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Kein Platz für Flüchtlinge: Das Flüchtlings-Team, das in diesem Jahr bei Olympia an den Start gegangen ist, spielt im ungarischen Staatsfernsehen so gut wie keine Rolle. Wenn die Sender doch berichten müssen, verschweigen sie Namen und Status der Athleten.

Für das staatliche ungarische Fernsehen ist das zehnköpfige Flüchtlings-Team, das in Rio de Janeiro erstmals bei Olympischen Spielen antritt, so gut wie Luft. Als die 18-jährige Schwimmerin Yusra Mardini aus Syrien ihren Vorlauf über 100 Meter Schmetterling gewann, berichtete MTV zwar live. Der Reporter nannte aber ihren Namen nicht. Nicht einmal, als sie als Siegerin anschlug. Auch ihren besonderen Status verschwieg er. Das Flüchtlings-Team besteht aus Sportlern, die wie Yusra vor Krieg und humanitären Katastrophen aus ihrer Heimat fliehen mussten.

Unter dem rechts-konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orban verfolgt Ungarn eine Politik der Abschottung gegenüber Flüchtlingen. Staatliche Medien-Kampagnen diffamieren Asylsuchende als Wirtschaftsflüchtlinge und potenzielle Terroristen. Am 2. Oktober sollen die Ungarn bei einem von Orban initiierten Referendum die Flüchtlingsverteilungsquoten der EU ablehnen.
 
Oppositionelle Medien in Budapest bezeichneten das Verschweigen von Mardinis Namen und Status als Zensur. Zuletzt soll es das im Kommunismus der 1960er Jahre gegeben habe. Als Real Madrid in einem Freundschaftsspiel gegen Vasas Budapest antrat, nannten die gelenkten ungarischen Zeitungen nur die Namen von zehn Real-Spielern. Der Elfte, Ungarns Fußball-Legende Ferenc Puskas, war nach der Niederschlagung des Volksaufstandes von 1956 aus Ungarn geflohen. Für die kommunistische Diktatur galt er als „Landesverräter“. [dpa/fs]

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