Nachdem die ARD bei der Rechtevergabe für die Olympischen Spiele leer ausgegangen ist, denkt der öffentlich-rechtliche Sender jetzt über die Zukunft seiner Sportberichterstattung nach. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky spricht im Interview von einer möglichen Reduzierung.
Der Verkauf der Olympia-Rechte durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) an Discovery hat die öffentlich-rechtlichen Sender überrascht. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky erklärt im Interview der Deutschen Presse-Agentur, woran es aus seiner Sicht lag, dass die öffentlich-rechtlichen Sender außen vor blieben, und welche Auswirkungen das hat.
Warum war die Überraschung nach dem Verkauf der Olympia-Medienrechte an Discovery so groß?
Axel Balkausky: Dass das IOC die Entscheidung getroffen hat, ist grundsätzlich nicht überraschend. Lediglich der Zeitpunkt, nämlich nur genau zwei Wochen nach Ablauf der Abgabefrist von Angeboten, ist für alle Interessenten überraschend gewesen. Dass ist ungewöhnlich kurzfristig. Zunächst einmal respektieren wir den Verkauf der europaweiten Übertragungsrechte an Discovery und Eurosport als Entscheidung des IOC für eine Neuorientierung bei der Vergabe seiner Medienrechte. Ob es seitens des IOC nicht partnerschaftlicher gewesen wäre, ARD und ZDF als jahrzehntelange Partner deutlich früher als die breite Öffentlichkeit über den Verkauf an Discovery zu informieren, das sollte sich das IOC einmal selbst fragen. Wegen der massiven und nach wie vor steigenden Nachfrage nach hochwertigen Sportrechten können derartige Entscheidungen grundsätzlich nicht mehr überraschen. Der Kampf um diese Rechte hat – nicht erst seit der Vergabe der Übertragungsrechte für die Olympischen Spiele – eine neue Dimension erfahren und belegt nachdrücklich, dass der angebliche Vorsprung öffentlich-rechtlicher Sender durch Beitragsgelder bei der Vergabe von Sportrechten eine Mär ist.
Wie ist jetzt das weitere Vorgehen?
Balkausky: Wir werden in den kommenden Monaten sehen, welche Auswirkungen die Vergabe an Discovery hat. Und wir eruieren, ob und wenn ja welche Rechte für den deutschen Markt verfügbar sein könnten.
Welche Auswirkungen hat der IOC-Deal auf die übrigen Berichterstattung der olympischen Sportarten?
Balkausky: Die Berichterstattungsstrategie von ARD und ZDF basierte bislang darauf, Olympia-Sender zu sein und den olympischen Kernsportarten auch in der Zeit zwischen den Spielen ein massenattraktives Programmumfeld anzubieten. Ob dies auch in Zukunft sinnvoll erscheint, werden wir in den kommenden Monaten prüfen müssen. Insbesondere die aufwändigen Fernseh-Produktionen nationaler Sportevents sind in Zeiten immer knapper werdender Etats sicherlich zu überdenken.
Wieso verlieren die öffentlichen-rechtlichen Sender immer häufiger Rechte wie Fußball-EM-Qualifikationsspiele an RTL oder Olympia an Discovery?
Balkausky: Weil dem Sport in Zeiten der immer weiter gehenden Aufsplittung des Medienmarktes eine immer wichtigere Rolle zukommt. Dazu hat ja auch (IOC-Präsident) Thomas Bach betont, dass die Flexibilität von Discovery insbesondere im Bereich Online und Social Media ein wesentliches Argument für die Vergabe gewesen ist. Dort drohen ARD und ZDF aufgrund der rechtlichen Restriktionen immer weiter zurückzufallen. Außerdem kann das öffentlich-rechtliche Konstrukt keine unternehmerischen Entscheidungen mit frei verfügbarem Kapital wie die Discovery-Gruppe oder andere Global Player treffen. Wir sind zu wirtschaftlichem Umgang mit den Beitragsgeldern verpflichtet, auch wenn dies einige Medien immer wieder anders darstellen.
Vielen Dank für das Gespräch.[Michael Rossmann/kw]
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