Oliver Kalkofe: „Peinlich wenig gutes Programm in Deutschland“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Am kommenden Sonntag startet nach langjähriger Pause wieder die Kultsendung „Zapping“ bei Sky. Im DF-Gespräch erklärt Oliver Kalkofe, was es in der Eröffnungsshow zu sehen gibt und wie sich der TV-Konsum in den vergangenen Jahren geändert hat.

Herr Kalkofe, erklären Sie unseren Lesern doch einmal, was es in der Zapping-Eröffnungsshow zu sehen geben wird.

In der Sendung fällt der Startschuss für die Rückkehr von „Zapping“, was den meisten bekannt sein dürfte. Zapping ist das kleine unkommentierte TV-Konzentrat des Vortags, die lustigsten und interessantesten Momente in drei Minuten. Um die Rückkehr nach 5 Jahren Pause gebührend zu feiern, gibt es eine kleine Show, in der es sowohl Klassiker aus der Vergangenheit als auch ein ganz neue Geschichten zu sehen gibt.



 



Wir haben uns drei Gäste eingeladen, die häufig bei „Zapping“ vorkamen – zumindest zwei von ihnen. Einerseits ist das Andrea Kiewel, Kiwi, die mit dem Sat 1 Frühstücksfernsehen damals regelmäßiger Gast war. Zum anderen Jens Riewa von der „Tagesschau“, der auch fast täglich dabei war. Von Sky kommt noch Jessica Kastrop, die pannentechnisch berühmt wurde, weil sie während einer Moderation am Spielfeldrand einen Ball an den Kopf geschossen bekam. Wir unterhalten uns über ihre Zapping-Auftritte und das Fernsehen allgemein, dazwischen gibt es dann jede Menge Best-of-Zapping-Momente. Ich bin mir sicher, es wird sehr lustig.

„Zapping“ soll wie früher zwischen 20.10 Uhr bis 20.15 Uhr laufen, ist es diesmal verschlüsselt?

Ja. Die tägliche Sendung ist verschlüsselt und am Wochenende sowie im Internet kann jeder ein Best-Of der Woche sehen. Sky-Kunden können die Sendung live sehen oder auch im Netz unbegrenzt noch einmal schauen.

Wie verändert das Internet den Fernsehkonsum?

Die Zeit, in der man sich mit der Familie vor den Fernseher setzte und sagte „Na schauen wir doch mal, was der uns heute so zu bieten hat“, ist eindeutig vorbei. Heute mache ich mir mein Programm selber, wenn ich es kann, schaue eine DVD, setze mich vor den Rechner oder habe Pay-TV mit einem Sendungs-Spektrum, das mir vorher nur in Videotheken angeboten wurde.

Letztlich schaut man mehr Fernsehen als je zuvor, wenn man den Statistiken glauben mag, 240 Minuten am Tag.

Das mag sein. Ich schau ja auch viel, nur nicht live. Aber das Nutzungsverhalten hat sich definitiv geändert bei allen, die es sich leisten können. Die einen haben Geld und können sich DVDs oder Pay-TV leisten, die anderen haben das Know-How, wie man es sich illegal aus dem Netz zieht. Die ehrliche große Masse jedoch, die sich zwischen Reichtum und Illegalität befindet, und somit auf das Fernsehprogramm angewiesen ist, wird sehr schlecht bedient und bekommt den Dreck vorgesetzt. Das ist sehr sehr unfair!



 



Was schauen Sie denn am liebsten auf Sky?

Ich bin vor allem ein großer Serien-Junkie, Filme sehe ich lieber im Kino und komme ja auch zu vielen Pressevorführungen. Was aber in England und den USA in den letzten Jahren an fantastischen, komplexen und intelligenten Serien entstanden ist, finde ich großartig und lässt uns Deutsche umso beschämter dastehen. Wir haben ein Super-Fernsehsystem in Deutschland, wir haben mehr frei empfangbare freie Sender als die meisten Länder, aber einen schändlich geringen kreativen Output, der Großteil besteht aus minderwertigen Kopien ausländischer Formate.



 



Ja, wir haben auch gute und hochwertige Programme, sogar eine Handvoll davon selbst erfunden, aber das ist im Vergleich einfach peinlich wenig. Dabei gibt es genügend hervorragende Kreative, die gern etwas Gutes und Neues abliefern würden, egal ob als Autor, Regisseur oder Darsteller, aber man lässt sie nicht. Der wichtigste Satz bei fast jedem Format des deutschen Fernsehens ist immer „Das ist so ungefähr wie…“ Wenn man keinen international erfolgreichen Vergleich anbieten kann, hat man gar keine Chance etwas vorzuschlagen. Weil niemand mehr auf sein eigenes Bauchgefühl, den eigenen Geschmack vertraut. Also lieber etwas nachmachen, was irgendwo mal ein Erfolg war, dann wird es schon kein allzu großer Misserfolg werden!

Der Idealfall ist ja, wenn sich aus einer vorhandenen Sache was Neues entwickelt. Denken wir nur an „Stromberg“…



Bei „Stromberg“ und „Pastewka“ ist es so gewesen, dort hat man ein existierendes Format genommen und dem neues Leben eingehaucht und es somit zu einem eigenständigen und tollen Produkt gemacht. Das ist toll und dagegen ist auch gar nichts zu sagen. Eine gute Adaption ist super, vor allem wenn man ihr einen eigenen kreativen Drive gibt. Aber leider gelingt das nur äußerst selten. Meist bleibt es einfach nur schlecht nachgemacht.



 



Und wird vorrangig als DVD wahrgenommen…



Vieles wird heute hauptsächlich über DVD, Internet oder sonstige andere Nutzungswege wahrgenommen, und kommen wir zum Kern des Problems: der sogenannten Quote. Sie wird von jedem, egal ob von Redakteur oder Journalist oder dem Menschen auf der Straße, als Anzeichen für Erfolg oder Misserfolg angeführt. Sie ist die einzige Währung, mit der Erfolg gemessen wird. Nur leider existiert sie nicht wirklich, sie ist nur ein Schätzwert, gemessen über knapp 6 000 Haushalte basierend auf einem Nutzungsverhalten, das nicht mehr der heutigen Rezeptions-Realität entspricht.



 



Die GfK-Zahlen sind sehr genau und gut, und sie geben viele wichtige Informationen – nur halt keine wirkliche Zuschauerzahl. Das Problem ist nicht die Quote an sich, sondern die Unfähigkeit, sie richtig zu lesen und zu werten. Das Fernsehen macht sich abhängig von einer Zahl, die nicht so existiert, wie es selbst behauptet – und diese Absurdität bricht dem Medium das Genick.



 



Vielen Dank für das Gespräch.



Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews mit Oliver Kalkofe.http://www.digitalfernsehen.de

 
 
[sh/fp]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
127 Kommentare im Forum
  1. AW: Oliver Kalkofe: "Peinlich wenig gutes Programm in Deutschland" Wenn ich da an seine eigenen geistigen Ergüsse denke, die wohl in Filmen wie "Der Wixxer", oder "Neues vom Wixxer" gipfelten. Kann ich seine Aussage gut nachvollziehen. Nicht zu vergessen, die Pro7 Märchenstunden!
  2. AW: Oliver Kalkofe: "Peinlich wenig gutes Programm in Deutschland" Ach ich liebe Oliver, der spricht mir aus der Seele! Verflucht sei die programmvernichtende Quote! Wenn man nicht so stur und penetrant nur die im Blick hätte, gäbe es mit Sicherheit besseres Programm mit mehr Kontinuität (Nicht umsonst beklagen sich Regiseure und Autoren. Die Kreativität und Produktivität scheint diesem Land der Dichter und Denker verloren zu gehen!). Quote hin und Messung her, aber so übertreiben wie in den USA muss man es hier nun auch nicht, wenn ein Format nach 3-4 Schlappen nicht die Quote bringt. Alles hat mal ein Tief, auch die Börse. Bei der denkt aber keiner im Traum dran das Geschäftsmodell zu verändern oder gar komplett einzustellen. Es ist das gleiche bei TV-Programmen, nur dass dort rigoros alles vernichtet wird was nicht die zufriedenstellenden Quoten generiert.
  3. AW: Oliver Kalkofe: "Peinlich wenig gutes Programm in Deutschland" Das Land der Dichter und Denker würde solche Sendungen wie Zapping und Kalkhofe zum Teufel schicken, glaube ich. Überhaupt eine Frechheit Dichter, Denker und Kalkhofe in einem Atemzug zu nennen.
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