Oliver Kalkofe: Mattscheibe künftig „wohl nicht bei Pro Sieben“

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Die Kultsendung „Zapping“ ist zurück bei Sky. Im DF-Gespräch erklärt Oliver Kalkofe, was das Kultformat mit seiner „Mattscheibe“ zu tun hat und wieso gerade „Alfons mit dem Puschelmikrofon“ vom NDR der Zapping-Erfinder in Deutschland ist.

Herr Kalkofe, Wie hat das eigentlich damals angefangen mit „Zapping“ und „Kalkofes Mattscheibe“ in den 90er Jahren? 

Also „Zapping“ hat ja vor mir angefangen, 1993. Als im April 94 die Sendung „Kalkofes Mattscheibe“ anfing, hat diese sozusagen mit „Zapping“ kooperiert. Es hatte zuvor ein ähnliches Format in Frankreich gegeben. Emanuel Peterfalvi, den man heute als Alfons mit dem Puschelmikrofon aus dem NDR kennt, kam damals als Praktikant zu Premiere, weil er sich vor dem Militärdienst drücken wollte. Sehr verständlich… Irgendwann sagte man ihm wohl, er solle auch mal was Vernünftiges tun und eine Sendung erfinden, und da hat er „Zapping“ vorgeschlagen und somit die Sendung in Deutschland ins Leben gerufen und aufgebaut. Er war dadurch anfangs auch mein „Mattscheiben“-Redakteur, als noch keiner wusste, was die Sendung eigentlich werden soll, weil keiner eine Ahnung hatte, wie man diese Radiosendung überhaupt fürs Fernsehen umbauen konnte. Das erste Mattscheiben-Jahr war deshalb sehr viel Experimentieren und Zusammenarbeiten mit „Zapping“. Die haben schließlich alles gesichtet und archiviert und waren somit unser Fundus. Was auch bis zum Ende so geblieben ist, weil sie einen toll eingespielten Sichtapparat haben, der wirklich alles sieht und viele wunderbar skurrile Momente findet.

Welcher Zeitraum war das?

Die „Mattscheibe“ fing 1991 im Radio an, „Zapping“ im August 1993 bei Premiere, und April 1994 kam die „Mattscheibe“ dann im Fernsehen dazu. Auf Premiere lief sie bis Ende 1999 und nach einer Pause kam dann der Wechsel zu Pro Sieben. Aber die Zusammenarbeit mit der „Zapping“-Redaktion blieb bestehen.

Wann geht die „Mattscheibe“ weiter?

Eine gute Frage! Momentan bin ich gerade in Gesprächen, sie wieder auf den Bildschirm zurückkehren zu lassen, allerdings dann wohl nicht bei Pro Sieben. Die haben auch zu viel fantastisches Qualitätsfernsehen, was erst mal vorher gesendet werden muss, da ist einfach zu wenig Platz, dafür haben wir alle Verständnis. Aber ich hoffe, dass es sehr bald an anderer Stelle weitergeht, ich bin dabei. Ehrlich gesagt kann ich auch nicht mehr lange ruhig sitzen bleiben bei all dem Mist, der zur Zeit läuft.

Wie viel Vorlaufzeit brauchen Sie für so eine Parodie bei Kalkofes „Mattscheibe“?

Eine einzelne Parodie geht relativ schnell, aber für eine Sendung brauchen wir sehr lange. Vor allem brauchen wir immer viel Zeit, um geeignetes Material zu finden. Die Sichter, die ja auch für Zapping zuständig sind, müssen lange suchen, um gutes Material für die „Mattscheibe“ zu finden, das jeweils 30 bis 40 Sekunden lang ist, sich selbst erklärt, lustig ist, und das ich danach auch noch weiterspinnen kann. Schlechte Sendungen gibt es genug, aber nur wenige erfüllen all diese Kriterien.

Und in der Produktion?

Erst wähle ich mit meinem Regisseur Marc Stöcker sie Szenen aus, die wir drehen wollen, dann bereitet er die vielen Sequenzen technisch vor, ich schreibe die Texte, und die Kostüm- und Maskenabteilung muss sich um die Klamotten und Frisuren kümmern, dann kann gedreht werden. Das sind meist ca. drei Wochen Vorbereitung für dann eine knappe Woche Dreh. Jedenfalls wenn man einen Block produziert, wie letztens bei Pro Sieben. Das ganze ginge natürlich auch regelmäßiger und dadurch wesentlich schneller.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal der „Mattscheibe“ gegenüber Stefan Raab mit seinen Videoschnipseln oder Harald Schmidt?

Videoschnipsel und lustige TV-Momente zeigen, das tun viele. Und wie Raab dann sagen: „Das war lustig, oder?“ ist auch nicht all zu schwer. Aber die Momente dann weiterspinnen und noch einen auf den Wahnsinn draufzusetzen, das ist und bleibt das Merkmal der Mattscheibe, und das ist glücklicherweise auch immer noch einzigartig.

Es gab immer wieder heftige Reaktionen auf die Sendung, beispielsweise die Speck-Bulette-Affäre mit Klaus und Klaus…

Ja, ich wachte auf und wunderte mich, warum das Telefon die ganze Zeit bimmelte – und dann entdeckte ich, dass ich auf der Titelseite der „Bild“ war. Allerdings war das ganze ein Fake von ihm, weil er gerade Werbung für ein Diätpulver machte und Medienpräsenz braucht, was ich allerdings nicht wusste. Als sein Agent in der Mattscheibe einen Sketch sah, in dem ich Klaus ‚Freund Speckbulette‘ nannte, rief er die Bild an und trat diese Geschichte mit der Klage los.
Als ich das erfuhr, wollte ich das ganze auflösen, aber es wurde ernsthaft Klage eingereicht. Allerdings wurde sie schon in der Vorverhandlung abgewiesen, ich durfte weiter sagen was ich wollte und die Diätfirma machte kurz darauf pleite, noch bevor sie die gesamte Gage bezahlen konnte – die Gerechtigkeit hat also gesiegt!

Haben Sie noch Kontakt mit Achim Menzel?

Gerade vor drei Wochen haben wir in Berlin im Gernseh-Club vor ausverkauftem Haus einen Achim-Menzel-Abend gemacht. Der Gernsehclub ist eine Veranstaltung, in der alle 14 Tage gemeinsam mit vielen Menschen ferngesehen wird, so wie es noch Spaß macht, immer mit einem prominenten Paten und tollen Programmen. Und in dem Rahmen haben Achim und ich unsere gemeinsame Geschichte in Mattscheiben präsentiert, er hat live „Let it be“ und den Spreewaldgurken-Song gesungen, jeweils in der Akustik-Version. Wir haben einen sehr lustigen und schönen Abend gehabt. Irgendwie ist das zwischen uns eine richtige Männerfreundschaft geworden – so wie Winnetou und Old Shatterhand oder Tim und Struppi.

Wenn einer eine Idee für eine Aktion hat, ruft man kurz an und fragt „Hast du Zeit“ und „Achim kannst du kommen?“, und dann heisst es nur „Ja klar komm ich“. Das schönste war: in der letzten „Mattscheiben“-Staffel hatte ich endlich mal wieder eine Achim-Nummer, die ich machen wollte, aber es ist ja immer ziemlich schwierig, die gleichen Klamotten zu kriegen. Bei Achim haben wir deshalb einfach angerufen und er hat uns seine Originaljacke geschickt, damit ich ihn verarschen kann! Nächstes Mal hoffe ich allerdings, dass er die Frisur und den Schnurrbart auch mitschickt.

Thema „Gernsehabend“: Können Sie uns weitere Details zu dem Programm verraten?

Eigentlich sollte jeder normale Fernsehabend so ein Gernsehabend sein. Wir versuchen als kleinen Club das wiederzubringen, was man früher zuhause hatte und was man jetzt nur noch erleben kann, wenn man DVDs oder Sky hat. Nämlich, das man mit Spaß eine gute Sendung anschaut, die man selbst auswählt und auch wirklich sehen möchte, ohne dass sie durch Werbung oder sonstige nervende Einblendungen zerstört wird. Wir haben das vor drei Jahren aus Spaß in Berlin gestartet und es läuft mit Riesen-Erfolg. Es wird immer ein spezielles Thema präsentiert, so habe ich z. B. „Mit Schirm, Charme und Melone“ gezeigt, weil ich ein Riesenfan davon bin.

Ich habe auch schon „Doctor Who“ präsentiert oder „Little Britain“, wofür ich mit Olli Welke die Synchro gemacht habe. Es gab auch schon „Mattscheiben“-Abende, dann aber auch mal „Alf“, die „Muppetshow“ oder „Die Zwei“, immer was anderes. Jetzt habe ich wegen des großen Erfolges gerade mit Bastian Pastewka eine kleine Mini-Tour gemacht, wo wir einen „Mattscheiben“-Pastewka-Abend präsentiert haben, zum Teil auch mit Michael Kessler und ‚Switch Reloaded‘. Es war unglaublich, wie gut das ankam und wie viel Spaß das Publikum hatte, endlich mal wieder mit Spaß in der Gemeinschaft fernsehen zu können!

Wie kommentieren Sie bei dem Abend die TV-Schnipsel?

Bei unseren Auswärtsterminen haben wir Einspieler gezeigt und dazwischen mit den Leuten geredet. Man durfte uns Fragen stellen, wir haben Backstage-Geschichten erzählt und jede Menge sonstigen Blödsinn gemacht, was uns gerade so einfiel. Das Besondere ist, dass es eher privat ist. Keine einstudierte Show, sondern zum einen Fernsehen und Lachen als Gemeinschaftserlebnis, zum anderen die seltsamen Fernsehnasen mal persönlich kennenzulernen und ansprechen zu können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Lesen Sie den ersten Teil des Interviews mit Oliver Kalkofe vom vergangenen Sonntag…

 
 
[sh/fp]

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  • Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
10 Kommentare im Forum
  1. AW: Oliver Kalkofe: Mattscheibe künftig "wohl nicht bei Pro Sieben" Kalkofe soll die Mattscheibe bei SKY produzieren und senden. Bei Pro7 war die Mattscheibe ja total kastriert, wenn man die mal mit den PREMIERE-Folgen verglich... Wäre auch logisch, weil Zapping ja auch bei SKY kommt.
  2. AW: Oliver Kalkofe: Mattscheibe künftig "wohl nicht bei Pro Sieben" Er hat im Interview mit fernsehkritik.tv auch mal erklärt, dass er das Gebaren von ProSieben nicht ganz so toll findet, da man ihm keinen klaren Zeitplan für neue Produktionen gibt.
  3. AW: Oliver Kalkofe: Mattscheibe künftig "wohl nicht bei Pro Sieben" Wieso denn die "Mattscheibe" nicht bei den ÖR ??? Hätte doch auch was mit "Bildungsauftrag" zu tun!!
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