Die aktuelle Debatte über den künftigen Umgang mit dem Urheberrecht erhitzt auch die Gemüter der „Tatort“-Drehbuchautoren. In einem offenen Brief klagen insgesamt 51 Autoren darüber, dass die aktuelle Diskussion zu hohe Wellen schlage und damit „die Banalität von Rechtsverstößen“ kaschiere.
Die Autoren kritisieren in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben besonders, dass bei der Debatte über das Urheberrecht oftmals nur die Anliegen der Netzgemeinde im Vordergrund stünden und die Position der Urheber zu wenig beachtet und gestärkt werde.
Hinzu komme die Propagierung einer Kostenlos-Mentalität im Netz. Die Kritik gehe hier an die Grünen, die das aktuelle Problem in der Regel mit der Gegenüberstellung zweier Grund- und Menschenrechte bestärken: Einerseits fixieren die Menschenrechte den Schutz des Urhebers als Eigentümer seiner Werke. Andererseits müsse der Zugang zu Kunst und Kultur frei sein.
In dieser Aussage erkennen die „Tatort“-Autoren zwei große „Lebenslügen“, von denen sich die im Brief angesprochenen Grünen, die Piratenpartei, die Linken und die allgemeine Netzgemeinde zunächst verabschieden müssten, sollten sie an einer ernsthaften Lösung des Problems interessiert sein. Zum einen die Unterstellung, dass es einen freien Zugang zu Kunst und Kultur nicht gebe. Dieser sei nach wie vor vorhanden. Zum anderen die „demagogische Gleichensetzung von frei und kostenlos“, die die Umsonstkultur der Internet-User geradezu zu einem Grundrecht aufwerte.
Fakt sei aber, „dass die Urheberrechte in der Bundesrepublik nicht nur durch die Verfassung, sondern auch durch zahllose, völkerrechtlich verbindliche Verträge auch innerhalb der EU ultimativ verbrieft sind“, bekräftigten die Autoren des offenen Briefes. Diese müssten auch entsprechend gestärkt werden, denn nur wenn Urheber eine angemessene Vergütung für ihre Werke erhalten, könnten sie ihre Arbeit auch produktiv fortsetzen und „die ideelle und materielle Zukunft einer postindustriellen Bundesrepublik“ sichern.
Sollten es die Netzpolitiker aller Parteien also tatsächlich ernst meinen mit den Urhebern, dann sollten sie sich zunächst von ihren Kulturministern über den Zusammenhang von Kultur und materieller Absicherung aufklären lassen, hieß es in dem Brief. Sie müssten begreifen, „dass die nachhaltige Produktion qualitativ hochwertiger Kunst und Kultur nicht amateurhaft, also wie Wikipedia organisiert werden kann“. Vor allem müsse man auch mit den Betroffenen, also den Urhebern, ernsthaft über das Problem sprechen und nicht nur die Proteste der Internet-User hören.
Besonders nachdrücklich weisen die Autoren auch darauf hin, das „nicht jede Missbrauchskontrolle bei Providern und Usern“ gleich als definitiver „Untergang des Abendlandes“ angeprangert werden sollte. Diese Maßnahmen haben nichts mit Zensur zu tun, so die „Tatort“-Schreiber. Immerhin würden die Rechte der Bürger auch bei der Suche nach Schwarzfahrern und Steuerhinterziehern eingeschränkt, ohne das Protestschreie laut werden. [fm]
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