Die österreichische Initiative „Religion ist Privatsache“ droht dem ORF mit einer offiziellen Beschwerde aufgrund des religiösen Osterprogramms. Neben diversen Gottesdiensten will ORF2 am Karfreitag eine Schweigeminute zum Gedenken an die Kreuzigung Jesu ausstrahlen.
Das TV- und Radioprogramm der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt werde zu Ostern „maßlos religiös geprägt“ sein, kritisierte die Initiative „Religion ist Privatsache“ in einer am Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung. Besonders die Sendeunterbrechung von ORF2 für eine landesweite Schweigeminute am Karfreitag um 15.00 Uhr sei „ein eindeutig pro-religiöses Zeichen“, welches im Gegensatz zur Vorgabe der Trennung von Kirche und Staat stünde.
Daher forderte die Initiative, welche sich der Beibehaltung der religiösen Neutralität des Staates verschrieben hat, nun ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz schriftlich dazu auf, die Schweigeminute komplett zu streichen und die restliche Programmplanung ausgeglichener zu gestalten.
Sollte Wrabetz diesen Forderungen nicht nachkommen, will die Initiative bei der Aufsichtsbehörde KommAustria offiziell Beschwerde einlegen. Im Vorjahr hatte die Vereinigung bereits Beschwerde eingelegt, nachdem der stellvertretende Chefredakteur des ORF Niederösterreich, Robert Ziegler, die Mitarbeiter per Rundmail dazu aufgefordert hatte, den norwegischen Attentäter Anders Breivik nicht als „christlichen Fundamentalisten“ zu bezeichnen, sondern als „religiösen Fanatiker“ oder vor allem als „Rechtsextremisten“. Die KommAustria urteilte im Januar dieses Jahres, dass Ziegler damit das ORF-Gesetz verletzt hatte. [sv]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com