Spitzenvertreter von öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern haben sich beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland für mehr Kooperation ausgesprochen. Die internationale Konkurrenz verlange mehr Zusammenarbeit – auch mit der Politik.
Ungewohnt friedliche Töne haben Spitzenvertreter der öffentlich-rechtlichen und der privaten Sender am Mittwoch in der Abschlussrunde des Medientreffpunkts Mitteldeutschland zur „Balance der neuen Vielfalt“ angeschlagen. Angesichts der wachsenden internationalen Konkurrenz müssten die Medienanbieter in Deutschland ihre Grabenkämpfe beenden und – gemeinsam mit der Politik in der Medienregulierung – einen Konsens anstreben. „Wir müssen uns dringend zusammenfinden“, sagte der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor in Leipzig und bezog dies auch auf die Verleger. Julian Geist, Konzernsprecher bei ProSiebenSat.1, hatte zuvor beklagt: „Wir haben ein großes Talent, uns gegenseitig zu zerfleischen“.
Der Streit um die „Tagesschau“-App etwa oder jüngste Beschwerden der Privaten gegen das Investigativ-Bündnis von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ sind für Marmor Beispiele solcher Grabenkämpfe. Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik bei RTL, bremste indes ein wenig: „Nur weiße Soße auszugießen, führt ja auch zu nichts.“ Jede Abschottungspolitik allerdings sei überholt.
Zentrale Themen der sogenannten Elefantenrunde des dreitägigen Medientreffpunkts, an der auch Vertreter der Landesmedienanstalten und Medienpolitiker der Länder teilnahmen, waren Regulierungsfragen sowie die Glaubwürdigkeitskrise der Medien. „Wir können nicht mehr einfach erwarten, dass die Menschen uns glauben“, sagte dazu der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen. Es sei eine „Rückbesinnung auf die alte journalistische Sorgfalt nötig“, und dies müsse den Nutzern auch transparent gemacht werden.
Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach sich – wie zum Auftakt des Kongresses sein Thüringer Amtskollege Bodo Ramelow (Linke) – für eine neue Wertschätzung der „echten, belastbaren Nachricht“ aus. In Zeiten, da jede Information jederzeit und an jedem Ort verfügbar sei und von jedem erzeugt werden könne, sei die Überprüfbarkeit die entscheidende Größe, wenn Medien ernst genommen werden sollen – was sie müssten.
Als zentrale Regulierungsfragen, an denen die Länder derzeit in mehreren Gruppen zeitgleich arbeiteten, benannte die rheinland-pfälzische Staatssekretärin Jacqueline Kraege Themen wie Jugendschutz, Auffindbarkeit, Kartellfragen, Netzneutralität oder die Audiovisuelle Mediendienste-Richtlinie (AVMD-Richtlinie). Sie sprach sich angesichts der international agierenden großen Anbieter für eine bundesweit einheitliche Aufsicht der deutschen Landesmedienanstalten statt Länderregeln aus.
Insgesamt waren seit Montag bei rund 40 Veranstaltungen des Kongresses in der Media City Leipzig rund 200 Experten aus Medien, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu Panels und Podien zusammengekommen. [dpa/chp]
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