Öffentliche Subventionen fürs Privatfernsehen?

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Der ProSiebenSat.1-Vorstand Conrad Albert sieht im Programm seiner Sender ein wichtiges öffentliches Gut – und will deshalb Fördergelder einstreichen.

Man trage bereits wesentlich zur Breite der Meinungsvielfalt in den Deutschen Medien bei – und verdiene deshalb eine Förderung aus öffentlichen Geldern. So zumindest legt Vorstand Conrad Albert die Arbeit der Sendergruppe ProSiebenSat.1 im Interview mit “ Horizont Online“ aus.

Dabei fordert der Medienmanager nicht etwa eine Anhebung der Rundfunkbeiträge – sondern eine Beteiligung der privaten Sendeanstalten an den bereits bestehenden öffentlichen Töpfen für sogenannte „Public Value“-Inhalte.

Eine Gefahr sehe Albert in dem vollständigen Umschwenken des jüngeren Publikums auf reine Unterhaltungsplattformen, die keinen tagesaktuellen Informationsschwerpunkt hätten. Dort würden Inhalte lediglich anhand des Nutzerverhaltens durch Algorithmen zusammengestellt – die gesellschaftliche Funktion der durch Redaktionen kuratierten Inhalte trage hingegen wesentlich zum Erhalt demokratischer Strukturen bei.

Zum Beispiel könnten Landesmedienanstalten finanziell geförderte Berichterstattung über Ökologie, Integration oder Armut ausschreiben, und private Anbieter könnten sich darum bewerben, so Albert gegenüber der dpa. Aber Berichte über gesellschaftlich relevante Inhalte zu finanzieren, sei für Private oft schwierig: „Nicht für alles rennen einem die Werbekunden die Bude ein.“ Mit anderen Medienhäusern, Politik und Regulierern sei sein Unternehmen im Gespräch.

„Wir bilden die vierte Säule einer demokratischen Gesellschaft.“, brachte Albert die Selbsteinschätzung der Privatsendergruppe auf den Punkt. Man werde dabei lediglich als Privatunternehmen mit Gewinnabsicht wahrgenommen – was eben nur ein Teil der Wahrheit sei. Deshalb sollte laut Albert eine Beteiligung der Privatsender an öffentlichen Geldern für gesellschaftsrelevante Inhalte durch eine speziell dafür eingerichtete Kommission koordiniert werden. Alles andere sei eine Gefahr für den Meinungspluralismus in der deutschen Gesellschaft.

Der Luxemburger Medienrechts-Professor Mark Cole sagte der dpa hierzu, dass das EU-Recht es grundsätzlich erlaube, staatliche Beihilfen für die Produktion und Verbreitung gesellschaftlich wertvoller Inhalte zur Verfügung zu stellen: „Es wäre rechtlich möglich.“[rs/dpa]

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35 Kommentare im Forum
  1. Dazu fällt mir nichts mehr ein, hier von einem wichtigen öffentlichen Gut zu sprechen, scheint auch von eine psychischen Störung begleitet zu sein...
  2. Dass sich ausgerechnet die Privatsender zum Retter der TV Zuschauer vor Verblödung aufschwingen wollen oder aktuell gar so sehen, ist ja wohl die Höhe.
  3. Ich glaube, es hakt langsam. Früher wäre das vielleicht noch eine Überlegung wert gewesen. Aber heute kommt im Privatfernsehen fast nur noch Trash und Endloswiederholungen.
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