Pünktlich zum Start der diesjährigen IFA am 31. August 2012 sollen die Lautstärke-Unterschiede zwischen Fernsehprogramm und Werbeblöcken der Vergangenheit angehören. Auch untereinander wollen die großen Sender die Lautstärken gemäß EBU-R128 angleichen. DIGITALFERNSEHEN.de hat mit ARD, ZDF, RTL, ProSiebenSat.1 und VPRT über die Umstellung gesprochen.
Den meisten Zuschauern dürfte das Phänomen bekannt sein: Während man die Lautstärke des Fernsehgerätes oder der Heimkino-Anlage für den abendlichen Filmgenuss nach Wunsch eingestellt hat, wird man von der plötzlich einsetzenden Werbung beinahe aus dem Sessel gerissen. Der Grund ist dabei nicht die Unterbrechung des Programms, an die sich die meisten ohnehin gewöhnt haben, sondern häufig der extreme Lautheitsunterschied zwischen Programm und Werbeblock. Dieser soll jedoch bald der Vergangenheit angehören.
Bereits am 16. November 2011 hatten ARD und ZDF angekündigt, die Lautstärken während der Werbepausen zu verringern. Nachdem sich die Privatsender zunächst gegen eine, auch senderübergreifende, Angleichung gesträubt hatten, soll diese nun pünktlich zum Start der Internationalen Funkausstellung (IFA) am 31. August 2012 kommen. „Ja, die Umstellung auf eine lautheitsnormierte Ausstrahlung des Fernsehprogramms ‚Das Erste‘ erfolgt wie in der Presseerklärung vom Dezember 2011 angekündigt zum Start der IFA am 31. August 2012 – genau genommen, um 5.30 Uhr, mit Beginn des Morgenmagazins.“, bestätigte ARD-Sprecherin Bettina Altenkamp die Umstellungspläne auf Anfrage von DIGITALFERNSEHEN.de.
Auch von Seiten der Sender ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben wurde die geplante Umstellung bestätigt. „Es ist geplant, dass die Sender am 31. August um 06:00 Uhr morgens bzw. während des Vormittages umstellen.“, so Sebastian Artymiak, Leiter für Medientechnologie beim VPRT. Was wird Umgestellt?
„Bei der Umstellung geht es darum den Lautheitspegel des TV-Angebotes insgesamt zu harmonisieren.“, beschreibt ProSiebenSat.1-Sprecherin Susanne Lang das Ziel der Lautstärkeangleichung. Die Tonaussteuerung der Fernsehprogramme wird dabei gemäß der Empfehlung R 128 der Europäischen Rundfunkunion (EBU-R128) neu ausgerichtet. „Darin ist definiert, dass nicht mehr nach dem Spitzenpegel ausgesteuert wird, sondern nach einer lautheitsbasierten Messmethode.“, so Konstantin von Stechow, Sprecher der Mediengruppe RTL Deutschland.
Genauer gesagt, bedeutet dies, dass zukünftig eine Lautheit von -23 LUFS (Loudness Units relative to Full Skale) festgelegt wird. Eine Loudness Unit entspricht dabei einem Dezibel. LUFS beschreibt den Lautheitswert relativ zum digitalen Vollpegel. Gemäß der neuen Norm wird dieser somit um 23 dB unter dem Vollpegel liegen. Die zulässige Abweichung soll dabei ±1 LU nicht überschreiten.
Bisher gelten noch die Richtlinien gemäß EBU R68. Zu den derzeitigen Lautstärke-Unterschieden zwischen Programm und Werbeblöcken machen die Sender verschiedene Angaben. Laut ProSiebenSat.1 können diese bis zu 5 LU betragen, ZDF-Sprecher Peter Gruhne zu Folge beträgt der Unterschied teilweise sogar bis zu 8 LU. Welche Veränderungen kommen auf Sender und Werbetreibende zu?
Laut VPRT-Sprecher Sebastian Artymiak war und ist die Umstellung gemäß EBU-R128 für die TV-Sender mit einem erheblichen organisatorischen, technischen und finanziellen Aufwand verbunden. ProSiebenSat.1-Sprecherin Susanne Lang fasst den Arbeitsaufwand wie folgt zusammen: „Es muss in neue Technik investiert werden, z.B. neue Meßgeräte, PlugIns, Normalisierungstools und Serverlösungen und das Personal muss im Umgang mit den neuen Meßgeräten und in der Aussteuerung/Mischung nach neuer Lautheitsnorm geschult werden. Zusätzlich mussten neue Prozesse entwickelt, getestet und dokumentiert werden, Business-Applikationen erweitert und neue Mitarbeiter eingestellt werden. Wir betreiben viel Aufwand, um sicherzustellen, dass wir am 31.August zusammen mit den anderen deutschen Fernsehsendern umstellen können.“
Veränderungen kommen auch auf die Werbetreibenden zu. „Auch die Werbeindustrie muss ihre Spots ab dem 31.08.12 nach EBU R128 mit einem Zielwert von -23LUFS anliefern. Abweichend angeliefertes Material wird automatisch korrigiert.“, bestätigte Peter Gruhne vom ZDF. [ps]
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