Neukauf statt Reparatur: IT-Endgeräte als Modeobjekt

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Während ein neues Smartphone bereits wieder als veraltet gilt, sobald sein Nachfolgermodell auf den Markt kommt, lohnen Reparaturen bei IT-Endgeräten finanziell selten, denn die Kosten übersteigen oft den Preis für den Neukauf. Immer mehr Geräte landen daher vorschnell auf dem Müll.

Wenn Apple eine neue Version seines iPhones auf den Markt bringt, stehen die treuen Fans der Marke Schlange – einige nächtelang. Für sie ist es keine Frage, dass sie das neueste Modell zur Hand haben möchten. Doch nicht nur Apple-Enthusiasten wechseln Handys, Laptops und andere Hardware des digitalen Lebens häufig aus. „Da werden Sachen weggeworfen, die eigentlich noch drei bis fünf Jahre genutzt werden könnten“, sagt der Volkswirt und gelernte Elektriker Frank Becker von der Technischen Universität Berlin.
 
Er kritisiert das als „Neuheitsideologie“. „Wir erleben eine Konsumkultur, die IT-Endgeräte zu Modeobjekten macht“, sagt der Professor für Produktion und Umwelt an der Uni Oldenburg, Niko Paech. Psychologisch endet die Nutzungsdauer eines Handys mit dem Erscheinen seines Nachfolgemodells – wie bei einem Rock, der in der folgenden Saison aus der Mode ist. Die Folge sind Berge an Elektroschrott.

Dazu trägt auch das Angebot bei. Bei Druckern ist es keine Seltenheit, dass Reparaturkosten höher sind als der Preis eines neuen Geräts. Manche Hersteller verkleben ihre Smartphones, so dass Laien kaum den Akku wechseln können. Nutzer schimpfen zudem über Produkte, die kurz nach Ende der Gewährleistungsfrist kaputt gehen – in Deutschland sammelt die Initiative „Murks nein danke“ solche Fälle. Denn Kritiker vermuten dahinter ein abgekartetes Spiel der Hersteller. Ihr Vorwurf: Diese legen es bewusst darauf an, dass ihre Produkte sich schnell abnutzen und nur schwer repariert werden können – um so mehr zu verkaufen.
 
Neu wäre es nicht, dass Hersteller ihren Produkten „Sollbruchstellen“ einbauen – Teile, die nach einer gewissen Zeit abgenutzt sind. In der Wirtschaftswissenschaft ist die sogenannte geplante Obsoleszenz ein fester Begriff. In der „Great Depression“ zu Beginn der 1930er Jahre galt ein künstliches Verfallsdatum für Waren einigen sogar als patentes Mittel, um künstlich die Nachfrage zu erhöhen und so die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen.
 
Zu den klassischen Beispielen zählt eine Absprache großer Glühbirnen-Hersteller in den 1920er Jahren. Sie vereinbarten, ihre Produkte nur noch für eine Leuchtzeit von 1000 Stunden auszugelegen. Paech sagt, ein solches Vorgehen sei bei digitalen Produkten einfacher denn je. „Produkte, die smart sind, kann man besser steuern. Da reicht ein kleiner Chip, den man so programmiert, dass das Produkt nach einer gewissen Leistung die Funktion einstellt.“ Dies gab es beispielsweise bei einem Druckermodell, wie eine Arte-Reportage zeigte.
 
Ein willkürliche Begrenzung der Nutzungsdauer lasse sich aber nur selten nachweisen, sagt Paech. Zudem könnten die Anbieter immer damit argumentieren, dass sie bloß die Kosten senkten. „Die Nachfrageseite spielt mit. Menschen sind nicht daran interessiert, Produkte mit einer höheren Nutzungsdauer zu kaufen.“
 
„Sowohl Praktiker als auch Abfallexperten sind sich seit langem einige, dass in dem, was landläufig als Elektroschrott bezeichnet wird, in vielen Fällen durchaus gebrauchsfähige Objekte drinstecken“, sagt Becker. Er half vor einigen Jahren, das Projekt „ReUse Computer“ mit aus der Taufe zu heben – dieses Netzwerk von Unternehmen bereitet nach eigenen Angaben pro Jahr etwa 300 000 gebrauchte IT-Produkte auf und vermarktet sie weiter.
 
Der Umweltökonom Niko Paech hält solche Initiativen für geeignet, einen Ausweg aus der Wegwerf-Spirale zu weisen. Als Beispiele nennt er Reparaturcafés oder die „I-fix-it-Bewegung“, bei der Menschen sich über Internetplattformen darüber austauschen, wie Geräte repariert werden können – und dann mit dem Schraubenzieher gegen die Elektroschrott-Lawine kämpfen. Auf der Webseite ifixit.com wird beispielsweise detailliert in Text und Bild erläutert, wie ein iPhone-Akku ausgetauscht werden kann.
 
Paech spricht von einer „subversiven Bewegung des Reparierens, Instandhaltens und Rekombinierens“. „Aus Konsumenten werden Prosumenten“, sagt er. „Sie geben sich nicht damit zufrieden, aus verschiedenen Konsumangeboten zu wählen, sondern produzieren selbst und versuchen, aus den vorhandenen Endprodukten mehr herauszuholen.“[Sebastian Kunigkeit/fm]

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4 Kommentare im Forum
  1. AW: Neukauf statt Reparatur: IT-Endgeräte als Modeobjekt Das Recyclen der Edelmetalle aus Platinen ist doch mittlerweile ein lohnendes Geschäft. Wer Platinen aus Computern, Receivern, Handys, usw. einfach wegwirft ist selber schuld. Dafür gibt es gutes Geld. Je nach Qualität werden teilweise hohe Preise gezahlt: Ankaufspreise und Sortierkriterien für Elektroschrott / E-Schrott
  2. AW: Neukauf statt Reparatur: IT-Endgeräte als Modeobjekt Schuld sind da oft die Hersteller nicht allein, das die Geräte so schnell kaputt gehen und nur schwer und teuer zu reparieren sind. Sondern eher optische und ökologische Vorgaben. Wenn man sich einen modernen Flachbildfernseher anschaut, dann sind die so flach, das man das nur mit Multi-Layer Platinen hinbekommt. Und da kann man eben nicht wirklich gut rumlöten um defekte Bauteile auszutauschen. Wenn man allerdings mit konventionellen Platinen einen Flachbildfernseher aufbauen würde, dann wäre der mindestens 10cm dick, und den würde niemand kaufen. Oft sind es aber auch ökologische Vorgaben, wie z.B. bei der Glühbirne und Autos. Es ist zwar richtig das Glühbirnen heute nur nur noch 1000h halten, und frühere Glühbirnen teilweise bis zu 5000h gehalten haben. Es ist aber auch so das neue Glühlampen sogar aus 25W einen Lichtstrom von 215 Lumen bringen. Alte Kohlefadenlampen hatten eine Leistungsaufnahme von 55W aber nur 180 Lumen. Sie hatten zwar schon fünfmal solange gehalten wie aktuelle Glühbirnen, aber auch 2,6 mal soviel Strom verbraucht. Oder bei den Autos. Früher hatte man für so 150-200PS zu bekommen einen 2.5 Liter Sechszylinder verbaut, der hat dann zwar locker 350.000km Laufleistung weggesteckt, aber dafür auch seine 10-11 l/100km verbraucht. Heute bekommt man die gleiche Leistung aus einem aufgeladenen 1.5 Liter Vierzylinder, der nur 6-7 l/100km verbraucht, dafür ist der Motor dann bei 150.000km auch am Ende.
  3. AW: Neukauf statt Reparatur: IT-Endgeräte als Modeobjekt Das lohnt sich aber eben nur, wenn man so was kiloweise abzugeben hat, was wohl bei den allermeisten kaum der Fall ist. Ansonsten macht ein eBay-Verkauf oder bei defekten Teilen die Verschrottung mehr Sinn.
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