Ein Pharmamanager hatte ProSiebenSat.1 mit frischen Ideen groß und profitabel gemacht. Sein im Februar gekürter Nachfolger kümmerte sich bislang um Staubsauger. Der Aufsichtsrat hofft auf neue Erfolge.
„Ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm“ – nach der Zuschauerschelte und dem Abgang des langjährigen ProSiebenSat.1-Chefs Thomas Ebeling tritt am Mittwoch Max Conze die Nachfolge an. Fernsehzuschauer dürfen von dem früheren Chef des Staubsauger-Herstellers Dyson frischen Schwung erwarten.
Wohin die Reise gehen soll, hat der 48-jährige Bielefelder vor zwei Wochen bei einem Kurzauftritt auf der Hauptversammlung des Medienkonzerns skizziert: Nicht E-Commerce, sondern Unterhaltung sei und bleibe das Kerngeschäft. Er wolle die Zuschauer begeistern und überraschen. Wichtig für sie seien Inhalte, ob daheim auf dem Bildschirm oder via Youtube auf dem Smartphone. „Wir müssen mutiger werden, wir brauchen Leidenschaft“, sagte Conze und stellte den Kreativen im Unternehmen wieder mehr Spielraum in Aussicht. Den ein oder anderen Fehlschlag müsse das Management eben hinnehmen.
Kurz vor dem Wechsel hatten Vorstand und Aufsichtsrat dem Konzern eine neue Struktur mit den drei Säulen Fernsehen, Produktionsgeschäft und Internetgeschäft mit Portalen und Online-Shops verpasst. Das Internetgeschäft war unter Ebeling kräftig gewachsen. Das klassische Werbefernsehen erwirtschaftete im vergangenen Jahr die Hälfte des Umsatzes und drei Viertel des Gewinns.
Als ehemaliger Manager bei Dyson und davor beim Kosmetikkonzern Procter & Gamble kennt sich Conze mit Marketing, E-Commerce und Konkurrenten wie Amazon gut aus. Im Mediengeschäft ist er ein Neuling. Um die Wünsche und Gewohnheiten von Zuschauern selbst zu verstehen, hat er im Mai auch Familien und Paare zuhause besucht. Auf der Hauptversammlung in München überraschte er Aktionäre, als er zunächst einmal wissen wollte, wer die Show „Germany’s Next Topmodel“ selbst anschaue und wer schon einmal bei der Konzerntochter Jochen Schweizer ein Erlebnis gekauft habe. Seine Töchter seien Fans von „Germany’s Next Topmodel“, sagte Conze. [dpa]
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