Knapper hätte der Hörfunkrat des Deutschlandradios am Donnerstag nicht abstimmen können: 26 Ja-Stimmen hat Stefan Raue benötigt, 26 hat er erhalten. Neun Hörfunkräte stimmten gegen ihn, einer enthielt sich.
„Eine Zwei-Drittel-Mehrheit ist ein ganz hohes Quorum. Wenn man das im ersten Wahlgang erreicht, dann ist das, glaube ich, ein gutes Ergebnis“, sagte der neue Intendant am Donnerstag kurz nach der Wahl.
Für sein Amt, das er am 1. September von Willi Steul (66) übernimmt, hat der 58-Jährige bereits konkrete Ziele: Es sei ihm wichtig, die Online-Angebote des Senders mit eigenen Formaten weiterzuentwickeln, statt Radiobeiträge nur ins Netz zu stellen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Außerdem möchte er die drei Angebote des Senders (Deutschlandfunk, Nova, Deutschlandfunk Kultur), die sich auf die zwei Standorte Berlin und Köln verteilen, stärker miteinander vernetzen. Darüber hinaus kann sich Raue vorstellen, dass das Deutschlandradio noch stärker als bisher als Gastgeber für Podien und Kongresse auftritt: „Ich glaube, dass offene Diskussionen über die großen Fragen der Zeit auf viel Interesse stoßen.“
Durch die knappe Wahl fühle sich der Noch-MDR-Chefredakteur nicht beschädigt. Manche Rundfunkräte hätten ihm „direkt in die Augen gesagt, dass es nichts mit meiner Person zu tun hat“. Vielmehr sei es eine Kritik am Verfahren gewesen: Der achtköpfige Verwaltungsrat schlägt dem Hörfunkrat mit 40 Mitgliedern nur einen Kandidaten zur Wahl vor. Einige Räte hätten sich als „Abnickgremium“ degradiert gefühlt.
Auf den Ortswechsel von Leipzig nach Köln und Berlin freut sich der zweifache Vater: Seine Mutter stammt aus dem Rheinland, sein Vater ist Berliner: „Ich kann mit beiden Standorten viel anfangen.“[dpa]
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