Der Leiter des öffentlich-rechtlichen Schweizer Fernsehens, Ruedi Matter, hat in einem Zeitungsinterview offen über den Verzicht auf Formel-1-Übertragungen und Champions-League-Fußball nachgedacht.
Der 57-jährige SRF-Generaldirektor sagte in einem Gespräch mit der Tageszeitung „Blick“ (Sonntagsausgabe), es stelle sich die Frage, ob man sich als einzelner Sender alle verfügbaren Sportrechte noch leisten könne. Er schließe nicht aus, dass es ein Thema sein werde, genau zu überprüfen, „ob wir die steigenden Preise für die großen Sportevents noch zahlen können“.
Zumindest für die Fußball-WM in Brasilien müssen sich die schweizerischen TV-Zuschauer keine Sorgen machen. Bereits 2007 habe der Sender die entsprechenden Übertragungsrechte erworben, so Matter, der auch im Unterhaltungsbereich neue Impulse setzen möchte. Zwar blieben Sendungen wie „Jackass“ oder das „Dschungelcamp“ den Privaten vorbehalten und Scripted-Reality-Formate wie Gerichtsshows seien für ihn nicht denkbar, wohl aber eine neue Soap.
„Wir brauchen unbedingt wieder eine Soap! Das steht, genauso wie ein Auslandsmagazin übrigens, zuoberst auf meiner Wunschliste“, betonte Matter gegenüber „Blick“. Ihm schwebe ein Format im Stile des Genreklassikers „Lüthi und Blanc“ vor, das wöchentlich ausgestrahlt werde. Auf absehbare Zeit fehlten dafür jedoch die Mittel. Man müsse mehr aufs Geld schauen als die Kollegen etwa bei der ARD. Die Kollegen seien immer sehr beeindruckt, wie effizient in der Schweiz gearbeitet werde.
Öffentliche Kritik an der Übertragung des Medienpreises „Swiss Award“, die das Schweizer Fernsehen laut Medienberichten mehr als eine Million Franken gekostet haben soll, wies der SRF-Chef zurück. Die Sendung sei zwar nicht billig, aber mit 45 Prozent Marktanteil ein Riesenerfolg gewesen. An diesem Abend seien sicherlich keine Gebührengelder verschwendet worden.
Matter ist seit Jahresbeginn der erste Superdirektor von Radio und Fernsehen (SRF) in der Geschichte der SRG. Der studierte Historiker begann seine Medienkarriere 1976 bei der „Tagesschau“ und wechselte 1993 zur Ringier-Gruppe, wo er das Wirtschaftsformat „Cash TV“ betreute. Nach einem Abstecher nach Deutschland wurde er 2006 Chefredaktor des Schweizer Radio DRS. [ar]
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