Neuer ARD-Vorsitzender Wilhelm: Sparkurs bedroht Programm

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Bild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com
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Über die Höhe des Rundfunkbeitrags entscheiden die Länderchefs. Einig sind sie sich darin, dass die Sender sparen sollen. Ohne einen Teuerungsausgleich werde es aber bald ans Eingemachte gehen, warnt nun die ARD.

Der neue ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm hat Einschnitte im Programm angekündigt, falls der Rundfunkbeitrag nicht erhöht wird. „Es würden kurzfristig drei Milliarden Euro fehlen, die wir im Wesentlichen im Programm einsparen müssten“, sagte der BR-Intendant in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Jenseits des Programms, also bei Technik und Verwaltung, zu sparen ist schon weitgehend ausgereizt, denn das tun wir seit Jahren.“

Der Rundfunkbeitrag für ARD, ZDF und Deutschlandradio ist bis 2020 auf 17,50 Euro pro Haushalt im Monat festgelegt. Ob er danach steigt, steht noch nicht fest. Die Öffentlich-Rechtlichen verlangen einen Teuerungsausgleich. Aus dem Kreis der Ministerpräsidentenkonferenz kam dagegen die Forderung nach Beitragsstabilität. Die Expertenkommission KEF legt im Frühjahr ihren nächsten Zwischenbericht vor.
 
Bei den Sportrechten spare die ARD schon seit Jahren, betonte Wilhelm. „Die Zuschauer wollen gerade die Fußball-Nationalmannschaft bei uns. Der Fußball muss aufpassen, dass er die gesellschaftliche Bindung nicht verliert, wenn er wesentliche Inhalte ins Pay-TV vergibt.“ Auch den Verantwortlichen des Fußballs in Deutschland sei klar, dass das öffentlich-rechtliche Programm für eine breite Verankerung des Fußballs in der Bevölkerung sorge. „Die Champions League ist erstmals in ganz Europa nur noch im Pay-TV zu sehen“, sagte Wilhelm. „Ich denke, dass die Breitenwirkung dieses Wettbewerbs in der Bevölkerung dadurch geschwächt wird.“
 
Neben der reinen Sportberichterstattung sei auch eine ausführliche Analyse von Moderator und Sportexperten wichtig, zudem eine sportpolitische Vor- und Nachberichterstattung. „Das können Privatsender mit ihrem Finanzierungsmodell nicht. Wir nehmen uns die Zeit für eine umfassende Berichterstattung und verbinden Massensportarten und Randsportarten.“
 
Wilhelm forderte außerdem mehr Vielfalt in der Politikberichterstattung im Ersten. Die Talkshows seien zu dominant geworden. „Wir vernachlässigen dabei, was mit anderen Formaten zusätzlich möglich wäre. Mit Dokumentationen, Themenabenden, mit dem Ausleuchten großer Themenkomplexe.“
 
Die ARD müsse stärker daran arbeiten, nicht nur bestimmte Milieus abzudecken, verlangte Wilhelm: „Die Probleme vieler Menschen finden in den unmittelbaren Tageserlebnissen von Journalisten nicht in dem Maße statt, wie es für die Bevölkerung repräsentativ wäre.“ Es komme darauf, genau hinzuschauen, welche Themen den Menschen wichtig seien. „Auch bei der Frage: Welche Lebenswelten kommen bei uns eigentlich nie vor? Haben wir genügend Themen vom Land zum Beispiel? Da müssen wir stärker an uns arbeiten.“
 
Ab Januar ist der Bayerische Rundfunk ein Jahr lang die federführende Anstalt der Landesrundfunkanstalten; eine Verlängerung um ein weiteres Jahr ist üblich. BR-Intendant Wilhelm übernimmt das Amt des ARD-Vorsitzenden von der MDR-Intendantin Karola Wille. [dpa]

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