Am 1. Juli wird die bisherige Fernsehspielchefin des SWR, Christine Strobl, die Leitung der ARD-Filmtochter Degeto übernehmen. Zum Amtsantritt hat sie große Pläne angekündigt. Vor allem will sie den traditionellen Freitagsfilm aus der „Schnulzenecke“ herausholen.
Die neue Degeto-Chefin betonte gegenüber der „Heilbronner Stimme“ (Mittwoch), dass sie eine inhaltliche Neuausrichtung und Weiterentwicklung der ARD-Filmtochter anstrebe. Größtes Augenmerk liege dabei auf dem Freitagsfilm der ARD, der traditionell zur Primetime um 20.15 Uhr zu sehen ist. Dieser sei Strobl zu schnulzig, zudem werde den Zuschauern zu oft das Gleiche geboten.
Einen Plan habe die Tochter von Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble bereits. „Wir müssen die Filme heutiger, zeitiger, moderner und farbiger erzählen, ohne die Leichtigkeit, die Herzlichkeit und die Liebesmomente zu verlieren“, so die noch amtierende Fernsehspielchefin gegenüber der Tageszeitung.
Auch das Abendprogramm am Donenrstag und Samstag steht vor einer Generalüberholung. Hier will Strobl verstärkt „hochwertige Filme“ platzieren, dabei aber Akzente setzen. So sollen die Sendeplätze an den einzelnen Wochentagen stärker voneinander abgegrenzt werden und die Profile geschärft und mit mehr Leben gefüllt werden.
Zudem setze Strobl auf regionale Vielfalt, um mit ihren künftigen Produktionen „nah an den Menschen“ zu sein. Da durch die Landesrundfunkanstalten bereits ein regionales Sendernetz vorhanden ist, sei dies ihrer Meinung nach leicht umzusetzen. Darüber hinaus will die neue Degeto-Chefin der deutschen Komödie auf die Sprünge helfen und deren Ruf steigern. Hier sehe Strobl viel Entwicklungspotenzial.
Dass der langjährige Degeto-Chef Hans-Wolfgang Jurgan vor seiner Entlassung im November die Etats für 2012 und 2013 bereits voll verplant hat, bedauerte Strobl. „Leider wird deshalb erst in zwei Jahren meine Handschrift zu erkennen sein“. Es werde jedoch keinen völligen Stillstand in der Produktion oder beim Einkauf von Filmen geben. Jurgan wurde vorgeworfen, Budgets überzogen und bei der Auftragsvergabe bestimmte Produzenten begünstigt zu haben. Kritiker hatten Jurgan zudem immer wieder die Konzentration auf „Heile-Welt-Schnulzen“ vorgeworfen. [rh]
Bildquelle:
- Medien_Maerkte_Artikelbild: © Phongphan Supphakank - Fotolia.com