Netflix stellt sich neu auf: Schlechte Nachricht für alle Kinos

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Netflix

Netflix setzt verstärkt auf TV-Werbung. Das Interesse, Filme auch in die Kinos zu bringen, ist beim Streaming-Riesen unterdessen ganz verflogen.

Das günstigere Abo mit Werbung wird für Netflix zu einem verlässlichen Wachstumsmotor. In den Ländern, in denen es verfügbar ist, machte das Anzeigen-Angebot im vergangenen Quartal mehr als die Hälfte der Neuzugänge aus. 

Die Zahl der Nutzer mit solchen Abonnements stieg binnen drei Monaten um 35 Prozent. Der Videostreaming-Marktführer will den Schwung nutzen, um für Anzeigenkunden attraktiver zu werden. Das könnte dafür sorgen, dass mehr Werbeausgaben aus dem klassischen TV zu dem Internet-Dienst umgeleitet werden. In mehreren Ländern – darunter auch Deutschland – hatte Netflix die einstige günstigste werbefreie Preisstufe abgeschafft. Die Folge ist, dass Kunden, die sparsam sein wollen, im Anzeigen-Abo landen.

Im vergangenen Quartal gewann Netflix mehr als fünf Millionen Kunden dazu. Der Streaming-Anbieter hat jetzt insgesamt rund 282,7 Millionen Kundenhaushalte – und geht von etwa 600 Millionen Zuschauern aus. DIGITAL FERNSEHEN berichtete bereits am Freitagmorgen ausführlich über den Quartalsbericht.

Netflix-Strategie: „Man muss nirgendwo anders hin“

Die Strategie von Netflix dabei ist, möglichst alle TV-Kategorien abzudecken. Zum einen gibt es exklusiv verfügbare Filme und Serien. „Und man muss nirgendwo anders hin“, wenn man Reality-Shows, Animations-Serien oder Wrestling sehen wolle, sagte Co-Chef Ted Sarandos nach der Vorlage aktueller Quartalszahlen. Dabei betont Netflix, dass man selbst in den erfolgreichsten Märkten erst weniger als zehn Prozent des gesamten TV-Konsums auf sich gezogen habe und darauf versessen sei, den Anteil auszubauen.

Kunden verbringen Netflix zufolge im Schnitt zwei Stunden pro Tag bei dem Dienst. Netflix sieht diesen Wert als einen Gradmesser für die Zufriedenheit. Dabei sei die Nutzungszeit bei Werbe-Abos und den teureren Preisstufen ohne Anzeigen in etwa ähnlich.

„Ein wenig mehr bezahlen“

Wenn Kunden viel Zeit bei dem Dienst verbringen und nicht abwandern, gehört das für Netflix zu den Zeichen, dass die Preise angehoben werden können. Dann „bitten wir die Mitglieder gelegentlich, ein wenig mehr zu bezahlen, damit wir investieren können“, sagte der zweite Co-Chef Greg Peters. 

Bündelangeboten mit mehreren Streamingdiensten, wie sie gerade einige Konkurrenten in den USA ausprobieren, erteilte das Netflix-Management eine Absage. Für sie ergebe das angesichts des kleineren Angebots und der niedrigeren Nutzung vielleicht Sinn, sagte Sarandos mit einem unverhohlenen Seitenhieb gegen die Rivalen. Netflix wolle aber das eigene Programm ausbauen.

Kein Interesse an Kino-Vertrieb

Netflix hat inzwischen das einstige Interesse verloren, seine Filme auch auf die große Kino-Leinwand zu bringen. „Wir sind im Geschäft mit Unterhaltungs-Abos“, sagte Sarandos. „Es ist ein ziemlich gutes Geschäft.“ Die zehn populärsten Netflix-Filme seien mehr als 100 Millionen Mal angeschaut worden – und lägen damit in der Liga von Produktionen, die eine Milliarde Dollar in Kinos eingespielt hätten. „Wir bieten Filmemachern das größte Publikum der Welt“, warb Sarandos.

Hollywood macht sich schon seit Jahren Sorgen, wie der Streaming-Boom, der mit sinkenden Zuschauerzahlen in Kinos einhergeht, das Film-Geschäft verändern wird. Zuletzt kam auch noch die Angst dazu, dass die neuen Möglichkeiten, Videos mit Hilfe Künstlicher Intelligenz zu generieren, Menschen aus der Branche verdrängen könnten. 

Es gebe zwar gerade viel Hype um Künstliche Intelligenz, sagte Sarandos. „KI muss aber erst einen sehr wichtigen Test bestehen“: Ob die Technologie helfen könne, bessere Filme und Serien zu machen. Sei das der Fall, werde man von der höheren Qualität mehr profitieren als davon, dass die Produktionen „etwas billiger“ würden.

Text: dpa/ Redaktion: JN

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  • df-netflix-n: Netflix
7 Kommentare im Forum
  1. Wenn jemand sowas schon ankündigt, dann verzichte ich gerne auf solch ein Abo und z.B. mit Freunden ins Kino gehen, ist schon ne andere Nummer als zu Hause vom Sofa aus zu glotzen......
  2. Da hat wohl jeder seine Ansichten. Rein aus Spaß würde ich auch mal wieder ein Kino besuchen, allgemein sitz ich aber viel lieber vor meinem OLED, da hat man wenigstens seine Ruhe...
  3. Nö, Kino hat für mich jegliche Faszination verloren. Großes tolles Bild, erstklassiger Ton etc. habe ich alles in meinem Wohnzimmer. Dabei kein Geraschel, kein Gequatsche und generell keine nervigen Leute. So soll es sein!
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