Die Talkshows bleiben das große Problemfeld der ARD. Nachdem im April der WDR-Rundfunkrat bereits den Rotstift ansetzen wollte, äußerte nun auch der Rundfunkrat des NDR Kritik: die Talks müssten wieder politischer und weniger prominent werden.
Die Kritik an der Neuausrichtung der ARD-Talkshows seit Herbst 2011 ist innerhalb des Sendersystems breiter als zunächst angenommen. Nach dem WDR-Rundfunkrat, der im April weniger Talks forderte, rügte auch der Programmausschuss des NDR-Rundfunkrats die Talk-Praxis, wie aus einer Tischvorlage für die NDR-Rundfunkratssitzung vom 25. Mai hervorgeht.
Der Programmausschuss plädierte in dem Schriftsatz dafür, weniger „prominente“ Gäste mit Unterhaltungswert einzuladen, sondern eher solche, „die über Fachwissen verfügen und Interessantes zum Thema selbst beitragen können“. Eine stärkere Öffnung in die Gesellschaft bei der Gästeauswahl sollte in jedem Fall vorgenommen werden.
Alle fünf Talk-Sendungen zwischen Sonntag und Donnerstag seien „unpolitischer“ geworden, was dazu führe, dass gesellschaftlich relevante Themen, die komplex und somit erklärungsbedürftig seien, nicht behandelt würden. Wirtschaftspolitische, sozial- und energiepolitische Themen fehlten fast völlig, ebenso neue politische Bewegungen und internationale Politik.
Auch die „Gästedatenbank“, die der zentralen Steuerung dienen soll, erfülle nicht ausreichend ihren Zweck. Die Folge seien Doppelungen. Dauergäste seien nach wie vor vertreten, Frauen und junge Menschen dagegen unterrepräsentiert. Der Programmausschuss stellt außerdem die „externe“ Produktion der Talks infrage, die Sendungen sollten ARD-intern hergestellt werden. Auch die Anzahl der Talks müsse überdacht werden.
Bereits Mitte April hatte der WDR-Rundfunkrat die „konsequente Reduzierung der Talksendungen“ gefordert. Zurzeit gibt es im Ersten fünf abendliche Talkshows: „Günther Jauch“, „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg, „Beckmann“, „Menschen bei Maischberger“ und „Anne Will“. „Das Publikum jedenfalls scheint von der Qualität unserer Sendungen überzeugt zu sein und beobachtet diese mit zunehmendem Interesse“, entgegnete ARD-Chefredakteur Thomas Baumann damals auf die Kritik vom WDR-Rundfunkrat. [dpa/fm]
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