Um Kosten zu sparen will das ZDF mit ZDFkultur einen seiner Spartensender zeitnah abwickeln. Für einen Abgesang auf die Digitalkanäle ist es allerdings zu früh – vorausgesetzt man findet jetzt den Mut, die vorhandenen Ressourcen sinnvoll auf die beiden verbliebenen Sender zu verteilen.
ZDF-Intendant Thomas Bellut will sparen und deshalb den Spartenkanal ZDFkultur einstellen. Die Ankündigung des ZDF vom vergangenen Freitag kam überraschend, nachdem es in den vergangenen Monaten keine deutlichen Anzeichen für die Einstellung eines Digitalkanals gegeben hatte. Im Gegenteil: In der Vergangenheit hatte die Rundfunkanstalt ihre Zusatzkanäle in der Öffentlichkeit stets eisern verteidigt, sei es gegenüber der privaten Konkurrenz, gegenüber der Politik und generell gegenüber allen Kritikern am öffentlich-rechtlichen System.
Auch die Frage nach dem Geld wurde dabei bisher nicht zugelassen, hieß es doch von Seiten des ZDF stets, die Finanzierung für die Digitalkanäle würde durch interne Einsparungen realisiert. Angesichts des hohen Defizits an Gebührengeldern in den letzten Jahren, war diese Aussage jedoch zuletzt kaum mehr haltbar gewesen. So rechnet die Rundfunkanstalt für das laufende Jahr mit einem planerischen Defizit von mehr als 14 Millionen Euro.
Nun hat Thomas Bellut die Notwendigkeit des Sparens also auch in Bezug auf die Programmvielfalt eingestanden und zieht sogleich die Konsequenz. Und obwohl das Ende von ZDFkultur schade ist, so liegt darin auch eine Chance für den Rundfunk und die Zuschauer gleichermaßen: Die Chance, dass das ZDF seine verbliebenen Digitalkanäle nun noch weiter stärken kann. Denn obwohl insbesondere ZDFneo von vielen Zuschauern zwischenzeitlich als echte Bereicherungen der Fernsehlandschaft wahrgenommen wurde, ist man in Mainz noch immer nicht konsequent genug bei der Umsetzung des Sendekonzeptes.
Kochshows der Marke „Lafer, Lichter, Lecker“ und „Lanz kocht“ kennt man zur Genüge aus dem Hauptprogramm. Auch Telenovelas und Serien-Oldies wollen nicht so recht ins Bild des „jungen“ Senders passen, der zuletzt mit „Stuckrad Late Night“, „Neo Paradise“ zudem einige seiner besten Formate eingebüßt hatte.
Hoffnung auf Besserung ist hier zumindest angebracht. Immerhin hat Bellut bereits angekündigt, dass einige der beliebten Formate von ZDFkultur ihren Weg zu ZDFneo und zu 3sat finden werden. Eignen würden sich hier beispielsweise Sendungen wie „Bauerfeind“, „On Tape“, „Number One“, „Berlin Live“ sowie die beliebten Festival-Berichte. Material ist also da – theoretisch auch fürs Hauptprogramm, dem eine Verjüngung gut zu Gesicht stünde.
Für einen Abgesang auf das Konzept Digitalkanäle generell ist es deshalb jetzt deutlich zu früh. Denn das Ende eines Digitalkanals könnte sich durchaus positiv auf die verbliebenen beiden Spartensender auswirken. Es wird am ZDF und an Bellut selbst sein, hier trotz allen Sparzwangs endlich mit dem nötigen Mut zu Werke zu gehen. [Patrick Schulze]
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